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Unersetzbarer Schlaks

Madame Tussaud hat den Vogel abgeschossen. Neben der Udo-Wachsfigur in der Berliner Filiale liegen Udos „Unique Selling Propositions“ bereit. Imitate seines Huts mit angeklebten Nackenhaaren, Sonnenbrille.

Dazu die Stimme, die Haltung, das Beinschlackern – all das sind Merkmale eines wahren Stars: Hervorragend imitierbar. Aber unersetzbar. Udo ist ein Prominenter mit authentischen Markenzeichen. Er findet die eigene Frise immer noch richtig schick (er trägt keinen Iro, um aufzufallen), steht auf Filzhüte, und benutzt die Sonnenbrille nicht, um Diva zu spielen, sondern weil er den Aha-Effekt liebt, wenn er dann doch irgendwann die kajalumrahmten Klüsen dahinter auspackt.

Während Madonna für ihre Wandlungsfähigkeit geschätzt wird, Bowie das Chamäleon war, und selbst von Grönemeyer aus Schauspielzeiten unterschiedliche Images existieren, bleibt Udo verlässlich Udo – persönlich, musikalisch und im Style. Das gilt für Songs, für Interviews, für das Musical, in dem ein Schauspieler dank Udo-Accessoires leichthändig die Identität des ­Rockers einnimmt. Selbst in seinen Duetten klingt er genauso lindenbergig wie solo. Auch sein Hallohallöchen lässt sich höchstens nachmachen, nie verfälschen.

Vor fast 20 Jahren hatte Udo seine gesamte panische Gestalt kurzzeitig an die Telekom verkauft, hatte mit „Dödndödündö!“ gar deren Audiojingle nachgenäselt. Geschadet hat es ihm nicht. Sein Image saß da schon bombenfest am schlaksigen Körper, zu stark war der Glaube der konzernkritischen Öffentlichkeit an das Gute im Udo.

Lindenberg ist einer jener Menschen, die als junger Mann – dank Hut, Brille, verzogener Schnute – erwachsen aussahen, und jetzt, als potenzieller Pensionär, gerechterweise nicht wirklich alt. Denn das, was ihn ausmacht, ist geblieben. Und wird, wenn es so weitergeht, auch noch 30 bis 40 Jahre bleiben. Es sei denn, es gäbe irgendwann einen Filzhutengpass. Das steht nicht zu befürchten. Jenni Zylka

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