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Angriff auf Assads alawitisches Kernland

Syrien Sieben Anschläge töten mindestens121 Menschen. Der „Islamische Staat“ bekennt sich

Bild der Zertörung nach einem Anschlag in Tartus Foto: reuters

DAMASKUS/BEIRUT dpa/rtr | Bei mehreren Anschlägen in den vom Assad-Regime kontrollierten Küstengebieten Syriens sind Aktivisten zufolge mindestens 121 Menschen getötet worden. Mindestens 73 Menschen seien in der Stadt Dschabla umgekommen, mindestens 48 Menschen in Tartus, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mit. Zudem seien Dutzende Menschen verletzt worden.

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana bestätigte die Explosionen. Im Internet kursierte ein Bekennerschreiben der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Dieses konnte zunächst nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden.

Den Menschenrechtsbeobachtern zufolge handelte es sich bei den Explosionen um Anschläge auf Taxi- und Bushaltestellen in beiden Küstenstädten sowie eine Elektrizitätsfirma und die Notaufnahme eines Krankenhauses in Dschabla.

Sie berichteten von mindestens sieben Anschlägen in Dscha­bleh und Tartus, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. In fünf Fällen habe sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, zweimal seien Autobomben detoniert. Die syrische Führung bestätigte die Anschläge, gab die Zahl der Toten mit 78 aber geringer an.

Der IS erklärte über seine Propagandaagentur Amak, die Anschläge richteten sich gegen die Religionsgemeinschaft der Alawiten, zu der auch Assad gehört. Das Kernland der Alawiten ist Latakia. „Kämpfer des Islamischen Staates haben alawitische Gegenden von Dscha­bla und Tartus an der syrischen Küste angegriffen“, hieß es in dem von IS-Anhängern verbreiteten Schreiben.

Bilder des staatlichen Fernsehens zeigten von einem der Anschlagsorte Wracks verbrannter Autos und Kleinbusse. In Internet-Netzwerken kursierten Fotos von Toten, die auf die Ladeflächen von Lastern geladen wurden, sowie von auf dem Boden verstreuten Leichenteilen.

In Tartus wurde offiziellen Angaben zufolge unter anderem eine Tankstelle von Selbstmordattentätern angegriffen. In Dschableh wurde übereinstimmenden Angaben zufolge ein Anschlag auf ein Krankenhaus verübt.

Dschabla befindet sich nur wenige Kilometer entfernt von der russischen Luftwaffenbasis Hamaimim, dem Dreh- und Angelpunkt für Russlands militärisches Eingreifen in Syrien zugunsten al-Assads. Zudem wird der Hafen von Tartus seit Jahren unter anderem von der russischen Marine genutzt.

Angriffe nahe der russischen Luftwaffenbasis Hamaimim

Der Sprecher des Kremls in Moskau, Dmitri Peskow, sagte, die Terrorakte zeigten die instabile Lage in Syrien. Berichte, denen zufolge Syriens enger Partner Russland sein militärisches Kontingent im Bürgerkriegsland nach einem Teilabzug wieder aufstocken könnte, kommentierte er nicht.

Diese Anschläge seien die verheerendsten Angriffe auf die Gebiete seit Beginn des Bürgerkriegs, teilten die Menschenrechtsbeobachter mit. Die Küstenprovinzen Latakia und Tartus sind seit 2011 in den Händen von Regimekräften.

Auch im Jemen verübte der IS einen folgenschweren Anschlag. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich in der Nähe von Armeerekruten in Aden in die Luft und riss mindestens 40 von ihnen mit in den Tod.

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