: Kohle der Kokosnuss
Emissionen im Park Einweggrills sind ökologisch heikel, machen krank und stoßen Treibhausgase aus. Schonende Alternativen sind aber noch selten
Wenn der Sommer losgeht, sind die Parks voller Leute. Neben fast jeder Menschentraube steht dann ein Grill. 17 Mal jährlich wirft ihn der Durchschnittsdeutsche an. Der eigene Garten allerdings, so belegt es eine Umfrage, ist dafür hierzulande der Lieblingsort. Über 90 Prozent der Befragten haben das 2015 angegeben. Aus ökologischer Sicht ist das erfreulich – will sich doch niemand vorstellen, wie groß die Müllberge in Parks aussähen, würde dort noch öfter gegrillt.
„Am besten wäre es natürlich, nicht zu grillen“, sagt Indra Enterlein vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu), „denn nachhaltig ist das Grillen nicht.“ Dass das unrealistisch ist, weiß sie und versucht zumindest, das Umweltbewusstsein zu vergrößern. Denn es gibt eine Menge Tipps für nachhaltiges Grillen.
Das beginnt mit dem Grillgerät: Wie zu erwarten, schneidet der – zudem energieintensiv produzierte – Einweggrill in der Ökobilanz am schlechtesten ab. Außerdem, sagt Enterlein, schade der Aluminiumgrill nicht nur der Umwelt. „Die darauf verbrannten Gase sind auch gesundheitsschädlich.“
Dagegen schneidet ein langlebiger Grill aus Metall schon deutlich besser ab. Auch ein Elektrogrill könnte eine Alternative sein. „Er kann mit Ökostrom betrieben werden und erzeugt keine Restabfälle“, sagt Enterlein. Aber sie versteht auch, dass viele diese Lösung ablehnen, weil das Grillgut angeblich nicht so gut schmeckt. Trotzdem: Entscheidend bei der Grillwahl ist vor allem die Langlebigkeit des Produkts, sagt sie.
Dass Einweggeschirr ökologisch nicht nachhaltig ist, versteht sich außerdem von selbst. Und wenn schon, bietet sich Besteck aus Palmblättern an. Die kann man bei sorgsamer Nutzung mehrfach verwenden. Außerdem sind sie chemisch unbehandelt und somit kompostierbar.
Alternativen zu Holzkohle und Holzbriketts als Hitzelieferanten gibt es bisher allerdings selten. Für deren Herstellung werden in der Regel Tropenbäume in Südamerika gefällt. Bis zu zwei Drittel beträgt der Anteil der Tropenhölzer an der gesamten Holzkohle-Produktion. Rund 300.000 Kilo davon landen jährlich in Deutschland auf dem Grill.
Dabei gebe es nachhaltigere Alternativen, die auch qualitative Vorteile böten, sagt Enterlein: Briketts aus Oliven etwa. Wenn sie zwecks Ölgewinnung verarbeitet werden, bleiben Kerne, Schalen und Fruchtfleischreste übrig und werden oft weggeworfen.
In Griechenland allerdings würden diese Reste inzwischen wiederverwertet, sagt Enterlein. Zu Recht: Der Brennwert der Olivenkohle ist dreimal höher als der von Holzkohle und sie ist geruchsneutral wie die Kohle. Auch wird die Olivenkohle zu 98 Prozent verbrannt, sodass weit weniger Asche übrig bleibt als sonst.
Auch Kohle aus Kokosnüssen ist ökologisch sinnvoll, denn deren Schalenabfall wird ohne chemische Zusätze getrocknet und gepresst. Die Kokoskohle brennt sogar deutlich länger als Holzkohle.
Soll es dennoch Holzkohle sein, ist ein Blick auf die Verpackung sinnvoll. „Wir empfehlen, auf ein FSC-Logo zu achten“, sagt Enterlein. Ebenso wie das Naturland-Siegel garantiere es, dass die Holzkohle aus Restabfällen produziert werde.
Am Ende kommt es beim Grillen aber auf die Speisen an. Rund 95 Prozent der klimarelevanten Emissionen beim Grillen entstehen durch das Grillgut. „Vegetarische oder vegane Gerichte wären am besten“, sagt Enterlein. Derzeit grillen die Deutschen allerdings meist noch Schweine-, Geflügel- oder Rindfleisch. Ein Kilo Rindfleisch etwa verursacht 36 Kilo CO2. Das entspricht einer 250 Kilometer langen Autofahrt im Mittelklassewagen. Wer trotzdem Steak will, sollte zum Biofleisch greifen. Dessen Produktion setze bis zu 35 Prozent weniger Treibhausgase frei, sagt Enterlein.
Fleischlosigkeit ist überhaupt ein guter Anfang. Die Vereinten Nationen schätzen, dass 18 Prozent der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen auf die Fleischproduktion entfallen – und nur 13 Prozent auf den Transportverkehr. Indes, der CO2-Verbrauch von Grillkäse als Alternative ist etwa genau so hoch wie bei einem Stück Rindfleisch. „Regionales Gemüse dagegen ist ökologisch am sinnvollsten“, sagt Enterlein. André Zuschlag
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