: Flüchtlinge bombardiert: "Das ist das brutale Regime"
Syrien Bei Luftangriffen auf ein Vertriebenenlager im Rebellengebiet sterben Dutzende
28 Zivilisten sind nach syrischen Oppositionsangaben am Donnerstag bei der Bombardierung des Flüchtlingslagers al-Kammouna im Nordwesten Syriens ums Leben gekommen. Der oppositionelle Nachrichtendienst „Shahba Press“ in Aleppo berichtete: „Zwei Flugzeuge des Assad-Regimes haben auf das Lager im Dorf al-Kammouna vier Raketen abgefeuert. Zwei Raketen fielen am Rand des Lagers und lösten Panik aus, zwei weitere im Lager, wo ein Dutzend Zelte Feuer fingen.“
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht von einem „Massaker“, das Kampfflugzeuge verübt hätten. Rettungshelfer vor Ort bestätigten insgesamt zwei Luftangriffe. Sie verbreiteten ein Video des Angriffs, auf dem deutlich ein Flugzeug zu hören ist.
Internationale Medien betonen, man wisse nicht, wer für den Angriff verantwortlich sei, obwohl in Syrien ausschließlich die Regierung über eine Luftwaffe verfügt und mit Hilfe Russlands in diesem Landesteil die Lufthoheit hält. Die US-geführte internationale Koalition ist ausschließlich weiter im Osten Syriens im Einsatz, wo sie die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) bombardiert. Das Lager al-Kammouna befindet sich in der nordwestsyrischen Provinz Idlib in einem von Syriens Regierung belagerten Gebiet unter Kontrolle der Al-Nusra-Front. Diese wird von Russland als terroristisch und damit als außerhalb der geltenden Feuerpause stehend angesehen. Sie befindet sich seit einigen Tagen in der Nähe der umkämpften Stadt Aleppo auf dem Vormarsch gegen Regierungstruppen und drängt diese zurück.
Russlands Militär machte am Freitagnachmittag die Al-Nusra-Front selbst für den Angriff verantwortlich und sagte, er sei nicht mit Flugzeugen verübt worden. „Nach dem Grad der Zerstörungen, die auf Fotos und Videos zu sehen sind, könnte der Beschuss durch Mehrfachraketenwerfer absichtlich oder versehentlich erfolgt sein – und zwar durch die Al-Nusra-Front“, sagte in Moskau der russische Generalmajor Igor Konaschenkow.
Die Zeltstadt von al-Kammouna gebe es seit Wochen und sie sei aus der Luft klar erkennbar, daher sei es äußerst unwahrscheinlich, „dass diese mörderischen Angriffe ein Unfall waren“, sagte UN-Hochkommissar Seid. Seine Leute würden zusammen mit anderen Organisationen alles daransetzen, herauszufinden, wer für dieses „besonders verabscheuungswürdige und kalkulierte Verbrechen gegen eine extrem ungeschützte Gruppe von Menschen“ verantwortlich sei.
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