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heute in Bremen„Nicht alle im Gleichschritt“

Symposium Ein Jahr nach einem Memorandum zur Inklusion zieht der Behindertenbeauftragte Bilanz

Elke Gerdes

53, Vorsitzendes des Bremer Vereins „Eine Schule für alle“. Sie beschäftigt sich als Elternteil seit 2007 mit dem Thema Inklusion.

Taz: Frau Gerdes, wieso ist Bremen bei der Inklusion nicht mehr vorn dabei?

Elke Gerdes: Was die gesetzliche Lage angeht, hat Bremen tatsächlich schon ganz früh die richtigen Schritte gemacht. Aber an einigen Schulen ist bisher leider nur das Türschild ausgetauscht worden – wo Inklusion draufsteht, ist noch keine wirkliche Inklusion drin. Man muss die Qualität von Inklusion dringend weiterentwickeln.

Was heißt das genau?

Frontalunterricht geht nicht mehr und auch nicht, dass alle Schüler und Schülerinnen im Gleichschritt gehen sollen. Nicht alle können jederzeit das Gleiche machen, es muss eine Binnendifferenzierung geben. Einigen Schulen gelingt das sehr gut, andere haben deutlichen Entwicklungsbedarf. Inklusion ist eben viel mehr, als behinderte und nicht-behinderte Kinder zusammen zu unterrichten. Es muss Platz für jeden sein.

Hängt es am Geld?

Geld ist wichtig, aber man kann nicht sagen, man pumpt jetzt Millionen ins Bildungssystem, und schon ist alles gut

Wo hakt es dann?

Einerseits muss es auch inhaltlich ein Umdenken der Lehrerschaft geben. Andererseits sind derzeit auch wichtige Stellen, etwa in den Zentren für unterstützende Pädagogik, unbesetzt. Die Teambildung muss auch an den Universitäten eine größere Rolle spielen und für Lehrer und Lehrerinnen müssten mehr Weiterbildungen angeboten werden. Auch Schulleiter und Schulleiterinnen brauchen Zeitressourcen, um ihre Schule weiterzuentwickeln. Und: Schulen müssen möglichst voneinander lernen.

Was sind denn die guten Beispiele, wo die Inklusion funktioniert?

Die Grundschule am Buntentor, am Pfälzerweg, die Gesamtschulen Mitte, Ost und West, die Kinderschule, das sind Leuchttürme, die sich austauschen, auch Hilfe von außen holen und wo es zum Teil etwa auch Jahrgangsmischungen gibt.

Also klappt es nicht nur in den Schulen, wo Kinder bildungsnaher Schichten unterrichtet werden?

Nein, damit hat das nichts zu tun. Im Grunde haben es Schulen, die schon immer mit Heterogenität zu tun hatten, mit der Inklusion leichter.

Interview: jpb

Info- und Diskussionsveranstaltung zum Stand der Inklusion in Bremen mit VertreterInnen von Verbänden, Parteien und Senat: 16 bis 19 Uhr, Landesinstitut für Schule, Am Weidedamm 20

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