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Programmierte Lebensdauer

SCHROTT Elektrogeräte sind immer kürzer in Benutzung. Ihre zunehmende Vernetzung, das "Internet der Dinge", wird diese Entwicklung noch beschleunigen

BERLIN taz | Hersteller, die gezielt Schwachstellen in ihre Geräte einbauen, um die Lebensdauer zu verkürzen? Für das Umweltbundesamt ist klar: Zwar würden Geräte immer kürzer genutzt. Aber eine geplante Obsoleszenz, der gezielte Einbau von Mängeln, „kann nicht nachgewiesen werden“.

So lautet das Fazit einer Studie, die im Februar vorgestellt wurde. Geklärt ist damit allerdings noch lange nichts, auch wenn der Nachweis einer Nicht­existenz immer schwer zu führen ist. Doch selbst wenn keine Planung hinter einer immer kürzeren Lebensdauer stecken sollte – was ist mit in Kauf genommenen Schwachstellen?

Mit dem Internet der Dinge, der Vernetzung von Alltagsgeräten, wird sich diese Frage noch häufiger stellen. Wenn nicht nur Telefone, Uhren und Fernseher mit Software und Internetanbindung ausgerüstet werden, sondern auch elektrische Zahnbürsten, Waschmaschinen und Waagen, steigt die Zahl der Geräte, die unbrauchbar bis gefährlich werden können – nämlich bei einer Sicherheitslücke.

Beim Smartphone-Betriebssystem Android zeigt sich schon heute, wie das in Zukunft aussehen könnte. Denn so richtig verantwortlich dafür, dass die Geräte Updates erhalten, fühlt sich hier niemand. Google als Hersteller des Betriebssystems nicht, weil alle Gerätehersteller das System immer individuell anpassen wollen. Die Gerätehersteller haben dagegen kein Interesse, die Kunden mit Updates zu versorgen. Schließlich wollen sie den Nutzern möglichst schnell wieder ein neues Gerät verkaufen.

Das Computermagazin c’t kam in einer Untersuchung im vergangen Jahr zu dem Ergebnis: Von zehn Herstellern brachten vier nicht einmal für jedes zweite Gerät Updates heraus. Für Nutzer, die ihr Smartphone nicht nur zum Telefonieren verwenden, sondern damit auch Videos schauen oder sogar Onlinebanking machen wollen, kann das zum Problem werden.

Und selbst wenn die vernetzte Waschmaschine nicht onlinebankingfähig sein muss – eine Sicherheitslücke in der Software kann hier von Angreifern beispielsweise dazu genutzt werden, Zugriff auf das Heimnetzwerk zu bekommen. Und etwa dem heimischen PC einen Trojaner verpassen.

Um die Lebensdauer von Geräten nicht weiter sinken zu lassen, schlägt Umweltbundesamtspräsidentin Maria Krautzberger eine Mindesthaltbarkeit vor. Wenn dann auf dem Fernseher steht „Bei durchschnittlicher Nutzung ausgelegt auf ein eLebensdauer von einem Jahr“, könnte vielleicht die Nachfrage die Sache regeln. Svenja Bergt

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