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Gewerbeaufsicht durchsucht

KORRUPTIONNach der Explosion der Chemiefabrik in Ritterhude wird wegen Bestechlichkeit ermittelt

Die Staatsanwaltschaft Verden hat im Rahmen ihrer Ermittlungen nach der Explosion der Chemiefabrik Organo Fluid im niedersächsischen Ritterhude am Dienstag das Gewerbeaufsichtsamt Cuxhaven und Geschäftsräume in Ritterhude, Osterholz-Scharmbeck und Neuenkirchen durchsucht. Dabei wurden große Mengen elektronischer Speichermedien sichergestellt, die jetzt ausgewertet werden müssen.

„Konkret geht es um den Verdacht der Bestechlichkeit gegen eine beschuldigte Person des Amtes im Zusammenhang mit der Aufsichtstätigkeit über den Betrieb Organo Fluid in Ritterhude“, erklärte Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) am Dienstag in Hannover zum Auftakt der Sitzungswoche des niedersächsischen Landtags.

Laut NDR soll es sich um einen Mitarbeiter handeln, der Organo Fluid in den vergangenen Jahren mehrere Genehmigungen erteilt hatte, unter anderem wohl auch für die Verbrennung von giftigem Chemiemüll auf dem Fabrikgelände. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, zitiert der NDR den Beschuldigten.

Bereits Anfang 2015 hatte die Anklagebehörde das Gewerbeaufsichtsamt Cuxhaven durchsuchen lassen, aber nicht ausreichend Hinweise für eine Anklage gefunden. Ob das dieses Mal anders war, wollte der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht sagen.

Die Entsorgungsfirma für Chemieabfälle war am 9. September 2014 explodiert und in Flammen aufgegangen. Weil sich die Explosion in der Nacht ereignete, wurde nur ein Mitarbeiter tödlich verletzt – hätte die Explosion tagsüber stattgefunden, wären wohl deutlich mehr Menschen gestorben. 40 Wohnhäuser wurden beschädigt – acht davon so stark, dass ihre Bewohner monatelang in Ausweichquartieren wie Wohnmobilen leben mussten. (taz)

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