: Es war Mordversuch in Salzhemmendorf
Brandanschlag Im Prozess um den Angriff auf ein Flüchtlingsheim wurden gestern noch nicht die Plädoyers gehalten, weil die Verteidigung weitere Beweisanträge stellte. Doch der Richter gab schon einen Hinweis auf eine mögliche Verurteilung
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) muss nicht im Prozess um den Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Salzhemmendorf aussagen. Das Landgericht Hannover lehnte einen entsprechenden Beweisantrag der Verteidigung ab. Weil hatte bei einem Besuch des Tatortes den Anschlag als „versuchten Mord“ bezeichnet – für die Verteidiger eine politische Einflussnahme. Der Vorsitzende Richter Wolfgang Rosenbusch sagte dagegen: „Eine Äußerung einer Person des öffentlichen Lebens hat keinerlei Einfluss auf die richterliche Entscheidung.“
Seit dem 10. Februar müssen sich zwei 25 und 31 Jahre alte Männer sowie eine 24-jährige Frau wegen gemeinschaftlich versuchten Mordes verantworten. Das Trio soll aus Ausländerhass Ende August einen Molotowcocktail in das überwiegend von Asylbewerbern bewohnte Haus im Kreis Hameln geworfen haben. Der Brandsatz landete im Zimmer eines Elfjährigen aus Simbabwe. Der Junge wurde nicht verletzt, weil er ausnahmsweise bei seiner Mutter schlief. Die Angeklagten hatten die Tat gestanden, eine fremdenfeindliche Gesinnung aber abgestritten.
Ursprünglich sollten an diesem Montag die Plädoyers gehalten werden. Der Prozess verzögerte sich, weil die Verteidiger eine Fülle von Beweisanträgen unter anderem zur Frage der Schuldfähigkeit stellten, die vom Gericht abgelehnt wurden.
Der Vorsitzende Richter machte deutlich, dass die Kammer den Tatvorwurf für gerechtfertigt hält. In einem rechtlichen Hinweis sagte Rosenbusch, es komme eine Verurteilung wegen versuchten Mordes an der Mutter aus Simbabwe und ihren drei Kindern infrage.
Der Brandanschlag habe die Frau erneut traumatisiert, schreibt der Psychiater der 34-Jährigen in einem am Montag verlesenen Brief. Sie leide unter schweren Depressionen und habe jegliches Vertrauen in Menschen verloren. (dpa)
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