Kommentar zur Neuausrichtung der Fifa: Sie können nicht anders

Letzte Chance Reformpaket: Bekommt die Fifa die notwendige Mehrheit für einen Neuanfang? Skepsis ist angebracht.

Ein glatzköpfiger Mann blickt nach rechts und lächelt. Es ist Gianni Infantino.

Ebenfalls Schweizer und einer der Favoriten auf die Nachfolge von Sepp Blatter: Gianni Infantino. Ist das ein vertrauenserweckendes Lächeln? Foto: ap

Sie hat keine andere Wahl, die Fifa muss sich neu erfinden. Unter Tagesordnungspunkt acht, Reform der Fifa-Organisationsstruktur, geht es heute in Zürich darum, ob der internationale Fußballverband den Anschluss an die Zukunft findet. Sie haben sich Neuerungen ausgedacht, die auf dem Papier ganz gut aussehen.

Die Fifa möchte künftig wie ein Unternehmen daherkommen, mit Aufsichtsrat und Geschäftsführung. Sie möchte sich von außen kontrollieren lassen, Gehälter offenlegen und die Struktur straffen. Es geht darum, die Umtriebe der Fußballfunktionäre aus aller Welt einzuhegen, ihnen einen klaren Rahmen zu geben. Es ist ein Antifilzprogramm.

Die Idee ist gut, fragt sich nur, ob die Herren der Fifa und die sehr wenigen Frauen bereit sind für den Wandel. Die Skepsis ist mehr als angebracht, denn die Reformen sind erst einmal nur Absichtserklärungen. Sie gedeihen als zarte Keimlinge auf dem Humus externer Ermittlungen. Die Justiz in den USA und der Schweiz musste ja erst die Paragrafenkeule schwingen, bis sich im Weltverband etwas bewegte. Und verabschiedet sind die Neuerungen ja auch noch nicht.

Drei Viertel der Delegierten müssen für den Umbruch stimmen. Von diesem Votum hängt alles ab: Haben die Funktionäre kapiert, wie ernst die Lage ist? Ist ihnen klar, dass ihnen die Öffentlichkeit keine zweite Chance geben wird? Sind sie sich bewusst, welch irreparablen Imageschaden eine neuerliche Reformverweigerung hätte? In diesem Fall stünde die Fifa vor dem Aus. Die Fußballwelt müsste dann über Alternativen zu diesem gescheiterten Verband nachdenken.

Sind die Herren der Fifa und die sehr wenigen Frauen bereit für den Wandel?

So stimmig die neuen Strukturen sein mögen, die Präsidentschaftskandidaten sind es nicht. An der Spitze der Fifa könnte künftig mit Scheich Salman bin Ibrahim al-Chalifa ein Mann stehen, der in Menschenrechtsfragen in seinem Land Bahrain versagt hat. Mit ihm würde die Fifa einen Neuanfang schon mal gründlich vergeigen, denn ihr künftiges Gut ist mehr denn je Glaubwürdigkeit.

Die Hoffnung, dass der Präsident in der neuen Organisationsstruktur zu einer Art Grüßaugust verkommt und die wahre Macht in den Händen des Geschäftsführers liegt, ist trügerisch. Bislang haben es die Funktionäre der Fifa immer wieder geschafft, sich eine Parallelwelt zurechtzumauscheln, ein Universum, in dem vor allem eines verpönt war: ein Mentalitätswandel.

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