Eine Quote gegen Überproduktion: Weniger Milch, höherer Preis
Europa stellt zu viel Milch her. Niedrige Preise treiben die Bauern in den Ruin. Der französische Agrarminister will beide Probleme lösen.
Frankreich will den europäischen Milchbauern aus ihrer schwierigen Lage helfen. Ein Vorschlag des französischen Landwirtschaftsministers Stéphane Le Foll an seine europäischen Amtskollegen sieht vor, Bauern aus EU-Mitteln höhere Preise pro Liter Milch zu zahlen, wenn diese dafür weniger produzieren. Diskutiert werden soll die Quoten-Idee am Montag im EU-Agrarrat.
Damit folgt der französische Vorschlag dem Vorbild des niederländischen Konzerns „FrieslandCampina“. Dieser zahlt seinen Bauern seit Januar eine Prämie von zwei Cent pro Liter, wenn sie die gelieferte Milchmenge im Vergleich zum Vormonat konstant halten oder verringern.
Normalerweise zahlen Molkereien den Erzeugern höhere Liter-Preise, je mehr diese liefern. EU-weit wurde dadurch in den letzten Jahren jedoch zu viel Milch produziert, weshalb die Preise stark eingebrochen sind. Hinzu kommt, dass wichtige Abnehmer außerhalb der EU derzeit ausfallen. So verhindert der Einfuhrstopp europäischer Lebensmittel den Export nach Russland. Auch China nimmt wegen der schwachen Konjunktur zurzeit deutlich weniger Milch ab.
Entsprechend bergab geht es mit dem Milchpreis. Schon seit Mitte 2014 befindet er sich im Sinkflug. Durchschnittlich 23 Prozent weniger bekamen die deutschen Landwirte 2015 dadurch im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahresschnitt lag der Preis unter 30 Cent. Um kostendeckend zu arbeiten, sind jedoch 30 bis 40 Cent nötig. Viele Bauern befinden sich daher in einer prekären Lage.
Landwirtschaftsministerium lehnt Pläne ab
Der agrarpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Friedrich Ostendorff, begrüßt daher den Vorstoß aus Frankreich: „Diese Richtung stimmt.“ Gleichzeitig fordert er auch die Bundesregierung zum Handeln auf. „Eine Kannibalisierung auf dem Milchmarkt kann nur beendet werden, wenn von Seiten der Politik jetzt energisch lenkend eingegriffen wird.
Agrarminister Schmidt muss jetzt endlich tun, was ein Minister tun sollte und das Steuer in die Hand nehmen.“ Auch der Druck auf die Molkereien müsse deutlich erhöht werden, ähnlich wie „FrieslandCampina“ Programme zur Verringerung der Milchmenge aufzulegen – auch mit rechtlichen Mitteln.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium hingegen lehnt staatliche Mengenregelungen im Milchsektor auch weiterhin ab. Wie ein Ministeriums-Sprecher auf Anfrage mitteilte, liege die Verantwortung bei den Milchbauern. Gerade das Beispiel „FrieslandCampina“ zeige, das staatliches Zutun dafür nicht nötig sei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen