: Und plötzlich fehlten 100.000 Euro in der Kasse
JUSTIZ Beim Umzug eines Bezirksamtes wurde Geld veruntreut. Fall vor Gericht verhandelt
Zieht ein Bezirksamt um, nimmt es sein Geld mit. So auch das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, das im Dezember 2014 vom Fehrbelliner Platz an den Hohenzollerndamm zog. Stadtoberinspektorin Maureen S. und Stadtobersekretär Sven D. wurden mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe betraut.
Sie stapelten und zählten Geldscheine und Münzen – einen Bestand von über 500.000 Euro. Zwei Tage später kamen Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, welche die 50 Kilogramm Münzgeld und Hunderte in Safebags gepackte Bündel mit Geldscheinen abholten. Die Geldtransporteure brachten das Geld mit einem Fehlbetrag von 100.000 Euro zur Bank. Wo war es geblieben, fragte man sich bereits Mitte Januar 2015 im Bezirksamt und beauftragte die Kriminalpolizei mit der Suche.
Vor dem Schöffengericht hüllt sich der 45-jährige, vom Dienst suspendierte Sven D. in Schweigen. Er schaut niemanden an, macht sich Notizen.
Zunächst hatte sich der Verdacht gegen die Geldtransporteure gerichtet. Als sich dieser nicht erhärtete, wurden drei Mitarbeiter der Bezirkskasse durchleuchtet. Die Bewegungen auf dem Konto von Sven D. erregten den größten Verdacht: Bis Dezember 2014 hatte er stets seinen Dispokredit nutzen müssen, ab Januar aber war sein Konto ausgeglichen. Keine einzige Rechnung bezahlte er noch mit seiner EC-Karte. Er musste ein Bargelddepot besitzen.
Ergebnislos durchsuchten die Ermittler seinen Arbeitsplatz, doch in seiner Wohnung fanden sie auf der Flurgarderobe einen Nachschlüssel zum Schloss des Tresorraumes, im Schlafzimmer erschnüffelten Geldspürhunde das Versteck von 180 echten sowie 500 falschen 100-Euro-Noten. In einer von D. angemieteten Lagerhalle entdeckten die Ermittler drei Drucker, wovon sich zwei Geräte dem Bezirksamt zuordnen ließen. D. berichtete zwar von Ersparnissen und dass er das Falschgeld zum Pokerspielen nutze, doch niemand wollte das bestätigen. Zwei Wochen verbrachte er in Untersuchungshaft. Vor dem Schöffengericht droht ihm nun eine Haftstrafe von bis zu vier Jahren, Mitte März fällt das Urteil. Uta Eisenhardt
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