: Den passenden Weg finden
Orientierung „Irgendwas mit Medien studieren“ oder „Erst mal ins Ausland“ – die Vorstellungen, wie es nach dem Abitur weitergehen soll, sind häufig so blumig wie vage. Die Möglichkeiten sind aber auch sehr vielfältig
von Anna Löhlein
Frühjahr 2016: Die Abiturjahrgänge gehen in die heiße Prüfungsphase. Es wird gebüffelt, geschwitzt, gespickt. Und irgendwo unter all dem Lernstoff rumort die Frage: Wie soll es nach dem Abitur weitergehen? Die Zeit, die sich nach der bestandenen Reifeprüfung auftut, beschreibt einen bedeutsamen Übergang zwischen zwei Lebensabschnitten. Zum ersten Mal darf ein junger Mensch die Weichen selbst stellen, Eigenverantwortung übernehmen und Freiheit genießen.
Neben tätigkeitsbezogenen Kompetenzen im sozialen, ökologischen oder politischen Bereich stehen bei einem Freiwilligeneinsatz die Chancen gut, wertvolle Erfahrungen für das spätere Berufsleben zu sammeln – allen voran soziale Fähigkeiten wie Teamarbeit, Toleranz, Verantwortung für sich und andere. Ein Freiwilligendienst ist bereits der mutige erste Schritt in die Berufswelt. Bewährt haben sich die vom Bund unterstützten Jugendfreiwilligendienste FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) und FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr). Aufgrund der aktuellen Flüchtlingssituation hat der Bund das Sonderprogramm „BFD (Bundesfreiwilligendienst) mit Flüchtlingsbezug“ gestartet und dafür 10.000 zusätzliche Einsatzstellen anerkannt.
Immer beliebter werden Freiwilligeneinsätze im Ausland. Im Rahmen des Internationalen Jugendfreiwilligendienstes (IJFD) können junge Menschen auf allen fünf Kontinenten gemeinnützig tätig werden. Zwar erhalten die rund 130 Träger, die Projekte im Ausland koordinieren, Zuschüsse vom Bundesfamilienministerium, einen erheblichen Eigenanteil müssen sie jedoch selbst tragen.
Informationen über Freiwilligendienste im Ausland sowie FSJ und FÖJ: www.bmfsfj.de (Menüpunkt „Freiwilliges Engagement“).
Entwicklungspolitische Freiwilligeneinsätze organisiert auch der Verein Weltwärts: www.weltwaerts.de.
Bundesfreiwilligendienste mit Flüchtlingsbezug: www.bundesfreiwilligendienst.de, Einsatzstellen zum Beispiel bei www.freunde-waldorf.de.
Langzeitfreiwilligeneinsätze im Ausland werden u.a. über www.via-ev.org organisiert.
Einen breiten Überblick über Möglichkeiten zu Auslandsaufenthalten bietet das unabhängiges Informationsportal Auslandszeit: www.auslandszeit.de.
Fragen zu Stipendien: Der Elternkompass ist per E-Mail an service@elternkompass.info oder werktags telefonisch unter (030) 27 89 06-777 zu erreichen, weitere Infos: www.elternkompass.info.
Berufsfindung to go: Die kostenlose im Auftrag des Bildungsministeriums Rheinland-Pfalz entwickelte App „Zukunft läuft“ kann unter www.zukunft-laeuft.de heruntergeladen werden. Sie fragt Interessen ab und schlägt dazu aus 18.000 Studienfächern die passenden vor. (al)
Daher ist für Teilnehmende an Programmen des IJFD die Auflage geknüpft, über einen Förderkreis 1.000 bis 4.000 Euro an Spenden einzuwerben. Eine Organisation, die, bezuschusst von der Bundesregierung und der Europäischen Kommission, freiwillige Auslandseinsätze koordiniert, ist VIA (Verein für internationalen und interkulturellen Austausch). Sie bietet zudem Langzeitfreiwilligendienste. An Abiturienten mit gewissem finanziellem Polster und ebensolcher Wanderlust wenden sich Work-and-Travel-Anbieter mit individuellen, aber kostenintensiven Programmen, die Reise und (soziale) Arbeit im Wunschland verbinden. Die Dauer ist je nach Programm variabel, das Bewerbungsprozedere vergleichsweise simpel. Auch diverse Formen von Sprachreisen und das Au-pair-Jahr erfreuen sich nach wie vor großem Zulauf.
So manchen Abiturienten juckt es nach bestandener Reifeprüfung erst recht in den Fingern – ein nahtloser Übergang ins Studium ist gewünscht. Wer schon ein Studienfach weiß, den könnte die Frage der Finanzierung plagen.
Denn: Viel Zeit zum Jobben bleibt neben den hochstrukturierten Bachelor- und Masterstudiengängen nicht. Wem es gelingt, ein Stipendium der 13 großen Begabtenförderwerke oder anderer Stipendiengeber zu ergattern, ist da auf der sicheren Seite.
Pünktlich zum Start der Bewerbungszeiträume hat die Stiftung der Deutschen Wirtschaft, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, jetzt eine kostenlose Stipendienhotline eingerichtet, den „Elternkompass“. Mit diesem Beratungsangebot rund um Stipendien und Bewerbungsverfahren sprechen die Initiatoren gezielt auch Eltern an, ihre Kinder aktiv in der schwierigen Phase des Studieneinstiegs zu unterstützen. Für manchen ist auch ein Studium an einer der beiden Bundeswehr-Hochschulen in Hamburg und München eine Option. Nach einer mehrmonatigen allgemeinmilitärischen Ausbildung zum Offizier ist das folgende Studium durch das Soldatengehalt finanziell abgesichert. Die Unis bieten rund 20 zivil anerkannte Studiengänge. Medizin studieren die jungen Offiziersanwärter außerhalb an öffentlichen Hochschulen.
Viele Abiturienten tappen aber in puncto Berufswahl orientierungsmäßig noch im Dunkeln oder haben lediglich eine vage „Irgendwas-mit“-Vorstellung.
Mehr als 17.000 Studiengänge an etwa 400 Hochschulen in Deutschland machen die Auswahl auch nicht gerade zu einem Spaziergang. Orientierung finden frischgebackene Abiturienten bei der Bundesagentur für Arbeit: www.abi.de hilft bei der Suche nach dem richtigen Studiengang, www.studienwahl.de und das entsprechende Buch „Studien- & Berufswahl“ geben einen vollständigen Überblick über die hiesige Hochschullandschaft. Wenn das alles nicht hilft, lohnt sich ein Gang ins nächste Berufsinformationszentrum der Arbeitsagentur (BiZ). Diesen Weg, liebe Abiturienten, sind einst schon eure Eltern gegangen – im vordigitalen Zeitalter.
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