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Geständige Brandstifter

ANSCHLAGS-VERFAHREN

Der Anschlag war schnell aufgeklärt: Eine Zeugenaussage führte die Ermittler zu drei Tatverdächtigen, gegen die nun am Mittwoch das Verfahren vor dem Landgericht Hannover beginnt. Gemeinschaftlich versuchten Mord und versuchte schwere Brandstiftung wirft die Staatsanwaltschaft Dennis L., 31, Sascha D., 25, und Saskia B., 24, vor. Das Motiv? Ausländerhass, sagt Staatsanwältin Kathrin Söfker. Das Trio hat die Tat gestanden, schweigt sich aber über Motive aus.

In der Nacht zum 28. August vergangenen Jahres war der Anschlag im niedersächsischen Salzhemmendorf (Kreis Hameln-Pyrmont) verübt worden – auf ein überwiegend von Flüchtlingen bewohntes Mehrfamilienhaus. Kurz nach zwei Uhr flog ein Molotowcocktail durch ein geschlossenes Fenster in eine Erdgeschosswohnung. Die Bewohner, eine Frau aus Simbabwe und ihre drei Kinder, hielten sich zufällig im Nebenzimmer auf. Verletzt wurde auch sonst keiner der 40 Menschen, die sich in dem alten Schulgebäude aufhielten. Von „versuchtem Mord“ sprach gleichwohl wenig später Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).

In Untersuchungshaft sitzen die drei Verdächtigen seit Ende August. Nach den polizeilichen Vernehmungen soll L. zugegeben haben, den Brandsatz geworfen zu haben. Zuvor hätten die drei in jener Nacht in L.s Garage gesessen, Musik von den Rechtsrock-Bands Kategorie C, Sturmwehr und Nordfront gehört. Und Alkohol getrunken. Den Wagen soll dann Saskia B. gefahren haben.

Die Polizei ging von Anfang an von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus – wollte aber nicht von einer rechten Szene in der Region sprechen. Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr half der Verdächtige D. in derselben Nacht beim Löschen ; später beurlaubte ihn der Ortsbrandmeister. Auch der Jugendwart der Wehr trat zurück: Er hatte sich in Internet als Unterstützer der NPD geoutet.

Das Landgericht hat bisher vier Verhandlungstage angesetzt. Ende Februar könnte das Urteil gesprochen werden. AS

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