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PortraitDie Unbeugsame

Ausgezeichnet: Amelie Deuflhard Foto: Marcelo Hernandez

Was Amelie Deuflhard mit Vermessungsingenieuren zu schaffen hat? „Strukturell gar nichts“, sagt sie. „Aber offenbar schaut der Verband über den Tellerrand.“ Das tut er. Sonst würde er der Chefin der Hamburger Experimentierbühne Kampnagel wohl nicht das „Goldene Lot“ verliehen: Ihr zivilgesellschaftliches und künstlerisches Engagement soll der Preis ehren, und dass es da vor allem um Flüchtlinge geht, versteht sich.

Markanteste Aktion war die „Ecofavela“, ein Nachbau von Hamburgs Roter Flora auf dem Kampnagel-Gelände. Sechs Lampedusa-Flüchtlinge lebten dort von Dezember 2014 bis Mai 2015, „und das hat einen enormen Schub gegeben“, sagt Deufl-hard. „Es sind viele Kontakte entstanden, und es gab und gibt enorm viel Kommunikation mit anderen Flüchtlingen, Helfern, Kampnagel-Mitarbeitern.“ In der Tat war das Projekt groß durch die Medien gegangen, auch wegen einer Anzeige der AfD wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das Aufenthaltsrecht. Zu den Akten gelegt worden ist die bis heute nicht – „merkwürdig“, findet Deuflhard.

Aber sie hadert nicht, sondern handelt. Die Ecofavela etwa stand für humane Flüchtlingsunterkünfte. „Kleinteilige Unterbringung schafft keine Angst, sondern Solidarität.“ Im übrigen war die Ecofavela nicht das erste Flüchtlings-Projekt auf Kampnagel: Seit Jahren schon arbeitet Deuflhard mit dem Flüchtlingsprojekt Hajusom zusammen, befasst sich mit Postkolonialismus und wird auch das bevorstehende „Krass“-Festival Flüchtlingen widmen. Dass Kampnagel Ende Februar auch noch eine internationale „Refugee Conference“ ausrichtet: Auch das macht Deuflhard stolz.

Aber was heißt schon stolz: „Ich maße mir nicht an, die Welt zu verändern“, sagt sie. „Aber ich kann Fragen zu gesellschaftlichen Problemen und Veränderungen stellen.“ Und konkret helfen: Die einstigen Bewohner der Ecofavela leben inzwischen in Wohnungen. Und im Ecofavela-Gebäude, das jetzt „Migrantpolitan“ heißt, erarbeiten Flüchtlinge und Künstler gemeinsam Projekte – den „Frauentag“, den „Männer-“, den „Diskussionstag“. Das Thema „Wohnen“ ist abgearbeitet, nun geht es um Integration auf Augenhöhe. PS

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