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"Kundinnen wollen wissen, wie ihre Kleidung hergestellt wurde"

Trend Immer mehr Kunden und Hersteller setzen auf nachhaltige Mode, sagt Silke Friedrich von vogue.de. Gut für die Auswahl

Foto: Vogue
Silke Friedrich

34, studierte Journalismus und Sportwissenschaften. Seit drei Jahren leitet sie die Digitalredaktion von Vogue. Dort ist sie zuständig für Modetrends.

taz: Frau Friedrich, haben Sie selbst Ökodesign im Schrank?

Silke Friedrich: Der Begriff „Ökodesign“ wird meines Erachtens nicht allen Facetten des ­Begriffs von nachhaltigem Design gerecht. Ich mag die Mode von Stella Mc Cartney, sie verwendet keine tierischen Produkte, etwa Leder oder Pelze. Ich habe auch Sachen des Londoner Designers Erdem, der im vergangenen Jahr eine Eco-Collection herausgebracht hat. Cleane Entwürfe in minimalistischem Design und in wunderschönen Farben.

Sie mögen sie, weil sie nachhaltig produziert sind?

Das ist ein Faktor. Aber vorrangig, weil sie einen guten Look haben.

Ist es leicht für eine fashionbegeisterte Moderedakteurin, sich in Öko zu kleiden?

Es gibt immer mehr Auswahl nachhaltig produzierter Modemarken, da geht ein Wandel vonstatten. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist aus dem Foodbereich über die Kosmetik zuerst in die Kinderkleidung gewandert und überträgt sich jetzt auf den Rest der Mode. Die Kundinnen wollen wissen, wo und wie ihre Kleidung hergestellt worden ist.

Die Kundinnen wollen ökologisch hergestellte Klamotten? An den Marktanteilen von Biokleidung merkt man das aber nicht unbedingt . . .

Die Kundinnen wollen originelle, gute Mode – und die soll gut produziert sein. Es bewegen sich nicht nur die Konsumenten, auch die Modeunternehmen. Hess Natur zum Beispiel, der große Versandhändler, hat für seine Herrenkollektion Tim Labenda engagiert, der kommt aus der High Fashion.

Aha?

Tim Labenda macht hochmodische Kleidung, setzt hochwertige Stoffe ein und entwirft reduzierte Designs. Seine Mode hat immer einen besonderen Twist, ist tragbar, aber auch verspielt. Das ist ein Statement, wenn ein Unternehmen wie Hess Natur so einen Designer engagiert.

Wenn die Designer modisch mit den konventionellen mithalten können, warum brauchen sie dann überhaupt noch eine eigene Messe für ihre Ökoprodukte?

Es gibt ja schon Überschneidungen, Fonnesbech zum Beispiel, eine Marke aus Dänemark mit nachhaltiger Mode, sehr clean, sehr klassisch, hatte letztes Jahr eine Show auf der Fashion Week. Aber ich finde es durchaus sinnvoll, wenn nachhaltige Labels eine eigene Nische haben, in der sie gezielt Kunden ansprechen und wachsen können.

Interview Heike Holdinghausen

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