Drogenboss „El Chapo“ in Mexiko gefasst: Das Ende einer Flucht

Sechs Monate jagten Soldaten, Polizisten und Geheimdienstagenten den Chef des Sinaloa-Kartells. Nun droht „El Chapo“ die Auslieferung in die USA.

Drogenboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán, in einem blauen T-Shirt, eskortiert von zwei Polizisten

Wollte offenbar einen Film über sein Leben drehen und wurde dabei gefasst: Joaquín „El Chapo“ Guzmán. Foto: reuters

MEXIKO-STADT dpa/ap | Ein halbes Jahr nach seinem spektakulären Ausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis ist der mächtige mexikanische Drogenboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán erneut festgenommen worden. Marineinfanteristen fassten den Chef des Sinaloa-Kartells am Freitag in der Stadt Los Mochis im Westen des Landes. Bei dem Einsatz kamen fünf mutmaßliche Bandenmitglieder ums Leben, sechs weitere wurden festgenommen. Ein Soldat wurde verletzt.

Nach dem Zugriffsversuch in seinem Haus floh Guzmán zunächst durch das Abwassersystem der Stadt, wie Generalstaatsanwältin Arely Gómez sagte. Der meist gesuchte Drogenhändler der Welt wurde schließlich in einem Motel gestellt. Auf Fotos war „El Chapo“ in einem schmutzigen Unterhemd in Handschellen auf einem Bett zu sehen. Die Sicherheitskräfte beschlagnahmten vier gepanzerte Autos, acht Maschinen- und Sturmgewehre sowie eine Panzerbüchse. Der Drogenbaron sei unter anderem aufgespürt worden, weil er einen Film über sein Leben drehte, sagte Gomez weiter.

„Kein Verbrecher ist außerhalb des Zugriffsbereichs des mexikanischen Staats“, sagte Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong. „Mit der Festnahme ehren wir auch jene, die in Erfüllung ihrer Pflicht ihr Leben gelassen haben.“

Guzmán wurde am Freitagabend (Ortszeit) auf dem Flughafen von Mexiko-Stadt präsentiert. Schwer bewaffnete Soldaten brachten ihn von einem gepanzerten Fahrzeug zu einem Hubschrauber. Von dort wurde er in das Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano im Bundesstaat México geflogen.

Ausbruch durch einen Tunnel

Aus dieser Haftanstalt war der Chef des Sinaloa-Kartells vor einem halben Jahr getürmt. Vermutlich mit Hilfe von Justizvollzugsbeamten floh er durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel. Der Ausbruch war eine schwere Demütigung für Präsident Enrique Peña Nieto.

„Die erneute Festnahme ist ein Erfolg für den Rechtsstaat. Heute haben unsere Institutionen einmal mehr bewiesen, dass wir ihnen vertrauen können“, sagte der Staatschef am Freitag. An der Fahndung und dem Zugriff seien Militär, Bundespolizei und der Geheimdienst beteiligt gewesen.

Die USA begrüßten die Festnahme. „Die heutige Verhaftung von Joaquín „El Chapo“ Guzmán Loera durch die mexikanischen Behörden ist ein Schlag gegen das internationale Drogenhändlersyndikat, das er geführt haben soll, ein Sieg für die Bürger Mexikos und der Vereinigten Staaten und eine Bekräftigung der Rechtsstaatlichkeit unserer Länder“, sagte US-Justizministerin Loretta Lynch. „Er wird sich nun für seine mutmaßlichen Verbrechen verantworten müssen, die auf mehreren Kontinenten für Gewalt, Leid und Korruption gesorgt haben.“

„El Chapo“ könnte jetzt an die USA ausgeliefert werden, wo mehrere Haftbefehle gegen ihn vorliegen. Ein mexikanischer Bundesrichter hat die Überstellung des Kartellchefs an die Vereinigten Staaten bereits genehmigt. Guzmáns Anwälte legten allerdings Einspruch gegen die Entscheidung ein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.