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Kommentar: Jannik Sohn über öffentliche MusikschulenEs geht nicht um Soft Skills

Eine musizierende Stadt ist eine lebendige Stadt. Sie leistet Integrationsarbeit für Geflüchtete und verbessert die Atmosphäre in der Stadt. Vor der eigentlichen Debatte in der Bürgerschaft nennt der Senat musikalische Bildung eine „Schlüsselqualifikation“. Die CDU betont den praktischen Nutzen: Musizieren steigere doch immerhin den IQ und die Konzentrationsfähigkeit.

Die Auffassung von musikalischen Fähigkeiten als Qualifikation drängt die Musik, die Kunst, in die kapitalistische Verwertungslogik. Musizieren als Faktor, um auf dem flexiblen Arbeitsmarkt die besseren Chancen zu haben als die anderen.

Der Musikunterricht wird selbst zur Dienstleistung. Die gut ausgebildeten MusikerInnen müssen eine Dienstleistung erfüllen, sollen Soft Skills vermitteln – effizient und kostengünstig. Zugespitzt zeigt sich dies an den Honorarkräften der öffentlichen Musikschule. Direkte Bezahlung für gelieferten Unterricht.

Die Musikschule selbst kann nicht anders, als bei der Ökonomisierung mitzuspielen. Dabei leistet sie einen wichtigen Beitrag in der Stadt: Allen sozialen Gruppen und finanziell Benachteiligten an der musikalischen Bildung teilhaben zu lassen. Nicht für den Lebenslauf, sondern für die lebendige Stadt.

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