Dominic Johnson über den Anschlag in Burkina Faso
: Demokratie gegen den Terror

Der Terrorangriff in Ouagadougou am Wochenende sollte ein Weckruf sein. Erstens: Keine Hauptstadt in Westafrikas Sahelzone ist mehr sicher. In Bamako in Mali gab es vor zwei Monaten einen Angriff auf ein Luxushotel, in Niamey in Niger wurden schon vor Jahren westliche Ausländer entführt, in Ndjamena im Tschad hat Boko Haram bereits blutig zugeschlagen. Burkina Fasos Hauptstadt blieb bislang verschont. Jetzt nicht mehr.

Deutschland schickt sich gerade an, bis zu 650 Soldaten nach Mali zu schicken, im Rahmen der dortigen Mission der Vereinten Nationen. Doch die deutsche Debatte dazu hinkt der Realität um Jahre hinterher. Man sorgt sich, die Soldaten könnten im Norden Malis landen und dort sei es gefährlich, weil in der Wüste Islamisten wohnen. Wahr ist: Gefährlich ist es überall. Das spricht nicht gegen den Mali-Einsatz der Bundeswehr, aber es spricht für Realismus.

Zweitens: Der Kampf gegen den Islamismus ist nicht nur ein Wüstenkrieg. Wenn von Mali über Nigeria bis Kamerun kein Land mehr vom Terror verschont bleibt, geht es um ein größeres Problem. Keine Weltregion ist ärmer, in keiner wächst die Bevölkerung schneller, nirgends haben so wenige Jugendliche eine Aussicht, einmal selbst ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Die Fluchtwege über Libyen nach Europa sind Todesfallen. Immer mehr Menschen folgen dem mit Geld gesüßten Ruf islamistischer Demagogen, etwas angeblich Sinnvolles mit ihrem Leben anzufangen.

Eine effektive Anti-Terror-Politik in Westafrika und in der Sahelzone braucht zwei Ebenen: Die Zerschlagung der Terrorgruppen – und die Förderung von Zukunftsperspektiven. Deshalb ist es so wichtig, die Möglichkeiten zur Arbeitsmigration nach Europa nicht zu verschließen – und die junge Demokratie in Burkina Faso, in die die aufgeklärte Jugend ganz Afrikas ihre Hoffnungen setzt, zu unterstützen. Gerade jetzt.

Ausland