German Open: Der letzte Aufschlag droht

Das Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum soll dieses Jahr stattfinden – trotz unsicherer Finanzierung. Es könnte die letzte Auflage sein.

Ohne Titelsponsor: Das Turnier am Rothenbaum war dem Wettanbieter zu mittelmäßig. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

HAMBURG taz | Immerhin, Ankündigungsplakate gibt es. An Bushaltestellen in ganz Hamburg wurde gerade noch rechtzeitig zur finalen Einkaufszeit von Weihnachtsgeschenken darauf hingewiesen, dass im Juli 2016 auf der traditionsreichen Tennisanlage am Rothenbaum das bedeutendste deutsche Tennisturnier stattfinden wird. Es soll also weitergehen mit dem sportlichen Wettbewerb auf der roten Asche, trotz der großen finanziellen Herausforderungen.

Weltstars sind bisher nicht eingeplant

Weltstars wie Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic oder immerhin der Spanier Fernando Verdasco schmückten in den vergangenen Jahren die künstlerisch stilisierten Plakate, die zum Kauf von Eintrittskarten animieren sollen. In diesem Jahr ist ein Local Hero das Gesicht der Veranstaltung: Alexander Zverev. Denn im Gegensatz zu den Tennisstars gibt es bei dem 18 Jahre alten Hamburger die Gewissheit, dass er im Juli dabei sein wird. Die großen Namen hatten sich beim drittklassigen 500er-Turnier in Hamburg zuletzt nur sehenlassen, wenn sie vorher bei anderen Wettkämpfen früh ausgeschieden waren und plötzlich Zeit hatten.

In den Planungen fix ist sonst nur der ursprüngliche Name: „German Open“. Mit einem gefühlsduseligen Anflug von Sozialromantik bei den Veranstaltern um Turnierdirektor Michael Stich hat dies allerdings nichts zu tun. Die Not bestimmt das Handeln. Es fehlt schlichtweg an einem Unternehmen, das viel Geld in das Turnier investiert und dafür zum Titelsponsor und Namensgeber ernannt wird. Sollte sich bis zum Juli ein Geldgeber finden, wird der Name „German Open“ schnell wieder ins Kleingedruckte rutschen.

Abermals muss das 124 Jahre alte Turnier um eine Zukunft bangen, die über den nächsten Sommer hinausgeht, auch wenn die Veranstalter dies als Miesmacherei bezeichnen würden. Der Bruch mit dem österreichischen Wettanbieter „Bet at Home“, der von 2010 an Titelsponsor war, deutete sich Anfang August an.

Sponsor verlängerte den Vertrag nicht

Claus Retschitzegger, Sprecher des Wettanbieters, kritisierte am Finaltag das sportliche Niveau scharf: „Das Teilnehmerfeld in diesem Jahr war an der Schmerzgrenze und erinnerte mehr an ein 250er-Turnier als eines der 500er-Kategorie.“ Im November folgte die Mitteilung, dass der Wettanbieter den Vertrag nicht verlängert hat.

Die Hamburg sports & entertainment GmbH (HSE), die sich um die Organisation kümmert, versuchte den Eindruck zu erwecken, als hätten sich beide Partner auf ein Ende der Zusammenarbeit geeinigt. Das aber ist unrealistisch. Die Veranstalter würden sich kaum ihres Titelsponsors entledigen, wenn auf der wichtigsten Sponsorenposition kein Nachfolger bereitsteht. HSE-Geschäftsführer Detlef Hammer war daran gelegen, nicht allzu besorgt zu wirken: „Wir wissen zwar noch nicht, wie das Turnier zum Start am 9. Juli heißen wird, haben mit mehr als 30 Partnern und Sponsoren aber eine sehr gute Basis für die Zukunft.“ Er sei optimistisch, dass sich in den kommenden Monaten noch Sponsoren finden ließen. Gelingt es nicht, einen Titelsponsor zu finden, könnte im Juli die 110. Auflage des Turniers auch die letzte sein.

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