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„Wie viel ist erlaubt?“

Kontroverse Das Bewusstsein für Umweltschutz ändert sich, das Konsumverhalten jedoch nicht

Foto: Uni Hamburg
Thomas Schramme

46, ist Professor für praktische und politische Philosophie mit den Schwerpunkten Gerechtigkeit und Ethik.

taz: Wann haben Sie das letzte Mal umweltschädlich konsumiert?

Thomas Schramme: Umweltschädlich im Vergleich zu was? Das ist nicht einfach zu sagen. Jede Form des Konsums hat Einfluss. Ein konkretes Beispiel wäre, dass ich vor drei Monaten nach Sydney geflogen bin.

Wo kaufen Sie ihre Weihnachtsgeschenke?

Im Internet. Ich bin gar nicht darauf festgelegt, nachhaltig einzukaufen. Ich versuche, Konsumentscheidungen zu kritisieren, weil sie nicht umweltfreundlich sind. Ich prüfe Argumente und komme eher zu einem negativen Ergebnis, nämlich dass es nicht einfach ist, zu kritisieren. Ich unterscheide zwischen Miss- und Überkonsum. Misskonsum schadet der Person selbst …

und Überkonsum?

Dabei überlegt man, wie viel umweltschädliches Verhalten in Ordnung ist. Beispielsweise könnte man anstatt eines SUV ein anderes Auto fahren. Die Frage ist: Wie setzt man den Standard des Erlaubten?

Wie kann eine nachhaltige Lebensweise durchgesetzt werden?

Man kann diese Probleme nicht gesetzlich regeln, weil wir eine Vorstellung von Konsumfreiheit haben. Eine Alternative zu Verboten ist das Umdenken. Es wird diskutiert, dass das eigene Wohlergehen mit Umweltschutz einhergeht. Früher dachte man, ein nachhaltiges Leben sei spaßlos.

Und heute?

Heute weiß man, dass auch gesunde Speisen Genuss bringen können. Diese Empfehlungen sind langfristig zu sehen. Jede Generation wächst mit einem stärkeren Bewusstsein für Umweltschutz auf.

Zeigt sich so ein Umdenken auch in der Wirtschaft?

Es gibt Supermarktketten, die versuchen, gesunde Speisen zu vermarkten. Da geht es mehr um Spaß am Essen als um Umweltschutz. Das hängt auch mit der steigenden Nachfrage zusammen.

Denken Sie im Alltag auch um?

Ich bin ganz anders aufgewachsen. Es ist ein bewusster Denkprozess, mich zu fragen, ob es ein Problem ist, Erdbeeren im Februar zu kaufen. Ich sehe mich nicht als besonders vorbildhaft an.

Welche Rolle spielt die Politik?

Nur politische Rahmenbedingungen können dafür sorgen, dass nachhaltiger Konsum einfacher wird. Man kann nicht nur die Individuen dazu heranziehen, die Welt zu retten. Das wäre eine Überforderung.

InterviewLeonie Habisch

Vortrag „Umweltschädlicher Konsum“: 18 Uhr, Hauptgebäude der Universität, Hörsaal C, Edmund-Siemers-Allee 1

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