: Kölns neue Oberbürgermeisterin zeigt sich erstmals seit dem Attentat
Reker spricht gefasst und ruhig. Weder Nervosität noch Pathos schwingen in ihrer Stimme. Die 58-Jährige wirkt wie eh und je: Tweedjacke, Pagenkopf, Perlenohrringe. Nur das Seidentuch um ihren Hals erinnert an die schwere Wunde, die sie erlitten hat. Die Messerattacke eines Neonazis vor gut einem Monat, am Vortag der Wahl, hatte sie lebensgefährlich verletzt, zeitweise lag Reker im künstlichen Koma. Der Messerstecher Frank S. ließ sich am Tatort festnehmen. Noch ist der Heilungsprozess nicht abgeschlossen, aber Kölns erste Oberbürgermeisterin versichert, das Attentat habe ihre Entschlossenheit nur weiter gefestigt.
Nach dem Attentat entbrannte eine Debatte, ob die Gefahr eines neuen Rechtsterrorismus drohe. Auch die Sicherheitsbehörden sind alarmiert. Noch kurz vor dem Attentat auf Reker hatte das BKA in einer Lagebewertung davor gewarnt, dass auch Betreiber von Flüchtlingsunterkünften und Politiker Opfer rechter Gewalt werden könnten. Doch auch wenn sie seit der Messerattacke unter Polizeischutz steht – Angst verspürt die zierliche Politikerin nicht: „Die Kölner Polizei passt gut auf mich auf.“ Die Angst dürfe nicht die Oberhand gewinnen. So sollten sich die Kölner weiterhin frei in der Öffentlichkeit bewegen und etwa die Weihnachtsmärkte besuchen: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir unseren Lebensstil nicht ändern sollten. Da wir sonst genau das machen würden, was dieser Terror verursachen will.“
Als vorrangige Aufgabe ihrer künftigen Arbeit sieht die Stadtchefin die Integration der Flüchtlinge. Dafür war sie bereits als Sozialdezernentin engagiert eingetreten. Außerdem will sie die Stadtverwaltung reformieren. Reker stellt sich darauf ein, mit wechselnden Mehrheiten zu regieren. Als Parteilose wurde sie im Wahlkampf von einer ungewöhnlichen Koalition aus CDU, FDP und Grünen unterstützt. Am 15. Dezember soll sie in ihr Amt eingeführt werden. Spannend bleibt, welche Koalitionen sich bis dahin im Rat bilden. Claudia Hennen
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