"Beim BND haben wir Kaffee getrunken und gequatscht"

Spionage Pullacher Mitarbeiter gesteht Arbeit für den CIA. Motiv: Unterforderung und Langeweile

Dem 32-jährigen Angeklagten droht lebenslange Haft

MÜNCHEN dpa | Im Münchner Prozess um US-Spionage beim Bundesnachrichtendienst (BND) hat ein früherer BND-Beschäftigter eine Zusammenarbeit mit der CIA eingeräumt. Er habe sich als Bürokraft bei dem deutschen Auslandsgeheimdienst unterfordert gefühlt, sagte der wegen schweren Landesverrats und Bestechlichkeit angeklagte Markus R. am Montag vor dem Oberlandesgericht München. „Bei der CIA war das anders. Da konnte man sich beweisen.“

Laut Anklage soll die CIA von dem BND-Mitarbeiter über Jahre hinweg mehr als 200 vertrauliche Dokumente erhalten haben. Kurz vor seiner Festnahme im Jahr 2014 soll R. über das russische Konsulat in München auch dem russischen Geheimdienst SWR Unterlagen des BND zugespielt haben. Dem 32-Jährigen droht bei einer Verurteilung im äußersten Fall lebenslange Haft. Der Fall hat das Verhältnis zwischen den USA und Deutschland, das bereits wegen der Aktivität des US-Geheimdienstes NSA getrübt war, zusätzlich belastet.

Bundesanwalt Wolfgang Siegmund sagte am Montag bei der Verlesung der Anklage, R. habe unter dem Decknamen „Uwe“ einer Verbindungsperson der CIA namens „Alex“ Dokumente zu Struktur, Arbeitsschwerpunkten und operativen Überlegungen des BND zugespielt. Darunter sei im Jahr 2010 auch eine umfangreiche Datenbank sämtlicher damals aktueller und zahlreicher früherer Mitarbeiter der Abteilung „Einsatzgebiete Auslandsbeziehungen“ gewesen, wo R. in Pullach bei München mit der Verwaltung von Post und geheimen Unterlagen beschäftigt war.

Der Angeklagte, der nach Angaben seines Verteidigers Klaus Schroth am nächsten Verhandlungstag eingehender zu den Vorwürfen Stellung nehmen will, äußerte sich am Montag ausführlich zu seinem Lebenslauf. R., ein schlanker junger Mann mit Brille, in dunkelgrauem Anzug und hellblau gestreiftem Hemd, antwortete schüchtern auf Fragen der Richter. Nach seinem Realschulabschluss und einer Ausbildung zum Bürokaufmann habe er sich jahrelang vergeblich bei verschiedenen Unternehmen und Behörden beworben.

Schließlich habe er 2007 beim BND eine Stelle erhalten. Mit seiner Tätigkeit sei er jedoch zunehmend unzufrieden gewesen. „Da habe ich nachher nur zwei Stunden am Tag gearbeitet. Den Rest hat man Zeitung gelesen, Kaffee getrunken, gequatscht.“