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Birmas Opposition siegt – und bangt

ERGEBNIS Bei den Wahlen haben die Kandidaten der militärnahen Regierungspartei offenbar stark verloren. Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi fordert ihre Anhänger auf, die Militärs jetzt nur nicht zu provozieren

Aus Rangun Verena Hölzl

„Bullet hat verloren“, jubeln die Anhänger der Opposition, als das Ergebnis aus dem Wahlkreis eines ehemaligen birmesischen Generals auf einem LED-Bildschirm erscheint. Der Mann hat haushoch gegen den Kandidaten von Aung San Suu Kyis Nationaler Liga für Demokratie (NLD) verloren, vor deren Hauptquartier in Rangun sich seit Sonntag zahlreiche Birmesen versammelt haben.

Birma hat gewählt. Es war die erste freie Parlamentswahl nach Jahrzehnten brutaler Militärdiktatur. Das offizielle Endergebnis ist bis Montagabend noch nicht bekannt. Aber in der Bevölkerung gibt es keinen Zweifel, dass „Mutter Suu“, wie viele Birmesen die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi nennen, die überwältigende Mehrheit der Stimmen bekommen hat. Die 70-jährige Politikerin führt seit den Studentenprotesten von 1988 die Demokratiebewegung in Birma an. Zweifel am Sieg der NLD hat offenbar auch die regierende Union Solidarity and Development Party (USDP) nicht. Ihr Vorsitzender Htay Oo gesteht am Tag nach den Wahlen ein: „Wir haben verloren.“ Das Staatsorgan Global New Light of Myanmar titelt am Montag: „Beginn einer neuen Ära“. Sogar dort, wo sich Kandidaten der militärnahen USPD gute Chancen ausrechnen konnten, gewann oftmals die NLD. Trotzdem bleiben die Birmesen misstrauisch. Am Sonntagabend haben sie vor den Ranguner Wahllokalen gestanden und die Helfer kritisch dabei beäugt, wie sie die Stimmen auszählten. In den sozialen Netzwerken informieren sich die Birmesen über mutmaßliche Fälle von Wahlbetrug. Die oppositionelle Gruppe „Generation 88“ hat eine Hotline eingerichtet, bei der Unregelmäßigkeiten gemeldet werden konnten.

„Wir sind alle misstrauisch, und das zu Recht“, sagt NLD-Wähler Nay Oke. „1990 war meine Stimme für die Opposition verloren.“ Das Militär erkannte den Erdrutschsieg der Partei damals nicht an. Die nächsten Wahlen fanden erst 2010 statt. Damals manipulierte das Militär die Ergebnisse, die USDP stellte die Regierung.

Aung San Suu Kyi erklärt am Montag, die Resultate der Wahl seien noch nicht offiziell: „Aber ihr habt, denke ich, alle eine Vorstellung der Ergebnisse.“ Weiter mahnte sie: „Es ist wichtig, die Kandidaten, die nicht gewonnen haben, nicht zu provozieren, sich schlecht zu fühlen.“

Um eine Mehrheit im Parlament zu haben, muss die NLD zwei Drittel der zu vergebenden Mandate gewinnen. Dem Militär sind nach wie vor 25 Prozent der Sitze im Parlament vorbehalten. Das offizielle Endergebnis soll erst Ende November verkündet werden. Bis dahin werden die Ergebnisse konstant aktualisiert. „Das könnte eine Strategie sein, um das Militär vor einem Gesichtsverlust zu bewahren“, glaubt die politische Analystin Ma Thida.

Aung San Suu Kyi setzte bereits im Vorfeld der Wahlen mehr auf Dialog als auf Konfrontation mit dem Militär. Präsidentin kann sie nicht werden. Die Verfassung verbietet es ihr, da ihre Kinder eine ausländische – die britische – Staatsbürgerschaft haben. Die Partei hat bislang nicht bekannt gegeben, wen sie für das höchste Amt im Staat nominieren möchte.

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