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Unsere elfWM-Helden

Märchen Sie sollen ein korruptes System gebildet haben: TV-Vermarkter, Sportartikelhersteller, Kultur und Politik. Und mitten drin: der Kaiser

Fotos: getty images, picture alliance (5), imago (4), reuters

Von Johannes Kopp und Martin Krauss

Der Name des Noch-Fifa-­Präsidenten steht für sinnvolle Verwendung der Gelder, die für die WM 2006 aufgebracht wurden. Im Berliner Olympiastadion, in dem das Finale stattfand, sollte die VIP-Sitzreihe verändert werden, damit Blatter genau über der Mittel­linie saß – wegen der Neutralität, klar. Zugleich forderte er einen Umbau im Berliner Hotel Adlon: Die zuvor renovierte Präsidentensuite war ihm zu klein.Note: 1

Der frühere Chef von adidas und Olympique Marseille erfährt erst nach seinem Tod 2009 gebührende Aufmerksamkeit als Finanzier von Sportfunktionär. Er soll den WM-Organisatoren eine schwarze Kasse eingerichtet haben – als fußballbegeisterter Privatmann. Als er das Geld, 6,7 Millionen Euro, zurückforderte, soll es der DFB überwiesen haben. Schon Uli Hoeneß hatte sich von Dreyfus Geld geliehen, für dessen steuerfreien Börsengeschäfte. Note: 1

Kaum einer ist so glasklar in seinem Spiel. „Damit haben wir die vier Asiaten bezahlt“, soll er laut Spiegel über das Schwarzgeld gesagt haben. Netzer hatte offensiv schon immer Qualitäten. Mittlerweile hilft er auch hinten aus, wenn das Team unter Druck steht. Über den Vertrieb von TV-Rechten für bedeutungslose Spiele sammelte er offenbar auch Geld für die deutsche Bewerbung. Das Zitat hat Netzer bereits geleugnet – defensivstark ist er eben auch. Note: 1

Riss das Spiel stets an sich. Er wollte die WM unbedingt nach Deutschland holen. Dem Münchner TV-Tycoon, der im Juli 2011 verstarb, winkten damals satte Gewinne. So soll er einen wichtigen Netzwerker in der Fifa mit einem opulenten Beratervertrag ausgestattet haben, angeblich als Experte für Filmlizenzen. Die Kirch-Finte, mindestens so wirkungsvoll wie der Zi­dane-Trick. Aber er hat ­natürlich noch viel mehr gezaubert. Note: 1

Eins ist klar: Die Fußball-WM 2006 hat allein der Kaiser geholt. Als Chef des Organisationskomitees bereiste er unzählige Länder, um für Deutschland zu werben. Korruption ist ihm ebenso wenig über den Weg gelaufen wie ein Sklave in Katar. 2011 sagte er Al-Dschasira in unübersetzbarem Kaiserenglisch dazu: „Personel, to me, never, never ever came come everybody somebody and to offer me something for whatever give me your vote for whatever.“ Note: 1

Der von der Fifa gesperrte Mittelfeldstratege hat auf den ersten Blick mit der verschobenen WM nichts zu tun. Es sei aber an seine Beratertätigkeit für Blatter erinnert, die er zwischen 1998 und 2002 ausgeübt hat. Seinem Freund Wolfgang Niersbach wird er schon geholfen haben. Die ­Kataris mussten für ihre WM-Bewerbung erst einmal Platinis Sohn einen lukrativen Job geben. Ein Kreativspieler sondergleichen. Note: 1

Wenn er nicht das Abendland und seine Werte ­verteidigt, bewahrt er den deutschen und internationalen Fußball vor allem Bösen. Sogar seine Tätigkeit bei der Fifa hat ihm nichts anhaben können. Wegen dieser indirekten Zahlung an Dreyfus, berichtet der Spiegel, soll er ein schlechtes Gefühl gehabt haben. Den richtigen Riecher hat er schon gehabt. Reingrätschen wollte er aber auch nicht. Eine durchwachsene Vorstellung. Note: 3

Der, nennen wir ihn: Geschäftsmann ist einer der engsten Freunde vom Kaiser und geht gern mit ihm wandern. Der Berchtesgadener organisierte des Kaisers WM-Werbetournee. Von 2001 bis 2003 war er Vizepräsident des WM-Organisationskomitees. Da er nebenbei auch als Berater der Mediengruppe des Leo Kirch und des adidas-Konzerns tätig war, musste er bald zurücktreten. Gegen Honorar hat er OK-Chef Franz aber weiter beraten. Note: 1

Der frühere Sportminister weiß nichts. „Zu keinem Zeitpunkt“, sagte Schily nun der BamS, habe er „Informationen erhalten, die den Verdacht ‚schwarzer Kassen‘ begründen.“ Also war da nichts. Oder halt wenig: Platz für umherschwirrende „abenteuerliche Verdächtigungen“. Mit denen hat Schily nichts zu tun. Er verweist bei Fragen zum Geld an Ex-DFB-Chef Theo Zwanziger: Der habe „sicherlich Zugang zu der Buchhaltung der Fifa“ gehabt. Note: 2

Der Sänger, Dichter und Zirkusdirektor war für das WM-Kulturprogramm zuständig. Für ebenjenes Programm, für das laut DFB 6,7 Millionen Euro an die Fifa überwiesen wurden, ohne dass sie dafür verwendet wurden. Vom restlichen Geld schickte Heller, von dem auch das Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ stammt, eine Fußball-Kugel auf Reisen. Die WM-Eröffnungsgala, die er so gerne organisiert hätte, versagte ihm die Fifa jedoch. Note: 1

Ein Mann mit Vollstreckerqualitäten, von dem niemand weiß, wo oder wofür er genau steht. „Die WM war nicht gekauft!“, beteuert der DFB-Chef und ließ das zur ­Sicherheit noch einmal intern untersuchen. Und an seine handschriftliche Notiz, die die Existenz einer schwarzen Kasse beim ­deutschen WM-Organisationskomitee belegen soll, kann sich Niersbach schlicht nicht erinnern. Na dann ist ja alles sauber gelaufen! Note: 1

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