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Ein Dach für die Reisenden

HAUS-GERANGEL

Jeder Mensch bewohnt – manche sagen: ist – ein eigenes Universum. Schwierig wird es, wenn mehrere Universen zusammenstoßen, Weltsichten sich überein­ander schieben, die nicht vereinbar sind. Nehmen wir mal das Lübecker Grünflächenamt, eine städtische Behörde, deren Daseinszweck im Namen angedeutet ist. Für die dortigen Beschäftigten erfüllten zwei etwas baufällige Häuschen auf der Lübecker Wallhalbinsel eine durchaus wichtige Rolle: als Lagerschuppen, Pausen- und Besprechungsraum.

Dieselben Häuschen aber stellen sich für die Leute vom Lübecker Flüchtlingsforum vor allem dar als potenzielles Dach über den Köpfen von Menschen, die keines haben: Flüchtlinge, die zurzeit täglich zu Hunderten Station in der Hansestadt machen, auf dem Weg nach Schweden.

Dem Wunsch des Forums, die Häuser diesen Transitflüchtlingen zu überlassen, versagte sich die Stadtverwaltung. Auch die Position von Bürgermeister Bernd Saxe (SPD): leider nichts zu machen.

Entschieden wurde das Ringen um die Immobilien durch Druckaufbau: Unter großer öffentlicher Beteiligung nahm das Forum die Häuser selbsttätig „in Betrieb“. Zwei Tage später trat die Stadt sie an die Flüchtlingshelfer ab.

Die Beschäftigten des Lübecker Grünflächenamtes müssen nun anderswo frühstücken. Vielleicht ist ihnen ein Trost zu wissen, dass die beiden etwas baufälligen auch ihren neuen Nutzern, im anderen Universum gewissermaßen, demselben Zweck dienen: um Pause zu machen.. ESt

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