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"Unsere Gewerkschaft"

STREIT Abgemahnte Kollegen des Mercedes-Werkes protestieren gegen ihre Aussperrung bei der IG Metall

Gerhard Kupfer

arbeitet beim Bremer MercedesWerk und vertritt 32 KollegInnen, die gegen ihre Abmahnungen klagen.

taz: Herr Kupfer, Sie stehen heute mit Ihren Daimler-Kollegen vor der Tür einer Frankfurter Messehalle, in der die IG Metall tagt, weil Sie nicht hinein dürfen. Was hat die Gewerkschaft gegen Sie?

Gerhard Kupfer: Im Kern geht es um konträre Positionen zu den Themen Werkverträge und Leiharbeit. Während die Gewerkschaft da auf Regulierung setzt, sind wir für ein klares Verbot. Es wäre nicht richtig, eine Spaltung der Belegschaft tarifrechtlich festzuschreiben. Doch darüber wird leider nicht offen gestritten.

Sie sind selbst IG Metall-Mitglied. Haben Sie Rederecht für den Gewerkschaftstag beantragt?

Ja. Aber das wurde ebenso abgelehnt wie unser Antrag auf Rechtsschutz wegen der Abmahnungen nach unseren spontanen Streiks vom vergangenen Dezember im Bremer Mercedes-Werk.

Die Betriebsleitung hat 761 Abmahnungen ausgesprochen ...

... wogegen wir gerichtlich vorgehen, nötigenfalls bis zum Europäischen Gerichtshof. Es geht uns nicht nur darum, die Abmahnungen aus den Akten zu bekommen. Sondern auch um die grundsätzliche Feststellung, dass in diesem Land gestreikt werden darf.

Auch ohne gewerkschaftlichen Aufruf?

Genau. Die hiesige Rechtsprechung sieht das bislang außerhalb von Tarifkonflikten zwar anders, steht damit aber in Gegensatz zu internationalem Recht. Es kann nicht sein, dass die Gewerkschaft das Streikrecht allein in der Hand behält.

Überlegen Sie, als Konsequenz aus diesen grundverschiedenen Positionen aus der IG Metall auszutreten?

Auf keinen Fall! Das ist unsere Gewerkschaft und wir sind der Meinung, dass eher andere austreten sollten.

Interview: HENNING BLEYL

Protest vor der Tür: 8 Uhr, Halle 11 in der Straße der Nationen

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