: Suche geht weiter: Von Mohamed keine Spur
FLÜCHTLINGE Im Gedränge vor dem Lageso ist am Donnerstag ein vierjähriges Kind verschwunden
Die Suche nach dem vermissten Flüchtlingsjungen verläuft weiter erfolglos. Seit inzwischen sechs Tagen ist der vierjährige Mohamed verschwunden. Der Junge aus Bosnien-Herzegowina wurde zuletzt am Donnerstag gegen 12 Uhr auf dem Gelände des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso) gesehen. Die Mutter meldete das Kind am Donnerstagnachmittag bei der Polizei als vermisst.
„Die Mutter hat mittags die Sicherheitsdienstmitarbeiter angesprochen“, berichtet eine Ehrenamtliche, die sich am Donnerstag an der Suche beteiligt hatte. Diese hätten aber nicht direkt die Polizei verständigt. „Das hat erst die Caritas gegen 16 Uhr getan, nachdem die Suche erfolglos geblieben war“, sagt sie. Die Polizei durchsuchte nach eigenen Angaben daraufhin das Gelände und die Gebäude und befragte Anwesende und den Sicherheitsdienst. Außerdem hängte sie Suchplakate mit dem Bild des Jungen aus. An den folgenden Tagen setzte sie die Suche fort.
Auf dem Lageso-Gelände ging zwischenzeitlich das Gerücht um, die Familie habe das Kind absichtlich versteckt, um Berlin nicht verlassen zu müssen. Nach Ansicht der ehrenamtlichen Helferin ist dies Unsinn: Die Familie lebe seit etwa einem Jahr in Berlin und habe eine Duldung bis Mitte nächsten Jahres – für eine solche Aktion gebe es also gar keinen Grund.
Am Sonntag, so berichtet Polizeisprecher Jens Berger, habe sich dann ein Mann mit einem konkreten Hinweis an die Polizei gewandt: Er glaubte, den Jungen am Donnerstagnachmittag im Fritz-Schloß-Park in Moabit gesehen zu haben. Die Polizei durchsuchte daraufhin am Montagnachmittag mit 30 Beamten den Park und befragte Besucher. „Wir haben bewusst erst am Nachmittag gesucht, weil es Menschen gibt, die regelmäßig in den Park kommen und vielleicht etwas beobachtet haben“, sagt Berger.
Außerdem suchten Polizeibeamte am Montag in der nahe gelegenen Traglufthalle nach dem Jungen – erfolglos. „In dieser Unterkunft kommen viele neue Flüchtlinge an“, sagt Berger, „es bestand die Hoffnung, dass der Junge dort hingekommen, aber nicht aufgefallen ist.“ Am Montag gab die Polizei eine offizielle Suchmeldung heraus. „Anschließend haben wir vermehrt Hinweise bekommen, denen die Polizei und das Landeskriminalamt nun nachgehen“, sagt Berger. Die Vermisstenstelle des Landeskriminalamts stehe in ständigem Kontakt zu der Mutter. „Wir ziehen auch in Betracht, dass das Kind bei anderen Familien untergekommen ist“, sagt Berger. Die Polizei habe die Suche auf andere Bundesländer ausgeweitet.
Am Tag seines Verschwindens trug der Junge eine blaue Jeanshose, weiße Schuhe und einen roten Pullover. Außerdem soll er eine grüne Tasche getragen haben. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Uta Schleiermacher
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