: Ein neues Heim für Jugendliche
FLUCHT Leerstehende Martinsclub-Immobilie wird Flüchtlingsunterkunft
„Beispiellos“ nennt Petra Kettler, Aufsichtsrätin des Martinsclubs (MC) das freiwillige Engagement ihrer MitarbeiterInnen: Denn die haben innerhalb von nur zwei Wochen ein Gebäude in der Delbrückstraße in eine Flüchtlingsunterkunft verwandelt.
Ursprünglich sollte dort ein inklusives Wohnprojekt für Studierende und Menschen mit Beeinträchtigung gegründet werden. Mindestens bis März 2016 hätte das Gebäude leer gestanden. „Man weiß ja um die schwierigen Verhältnisse der Unterbringung von Flüchtlingen – und kälter wird es ja auch. Deswegen haben wir uns dafür entschieden, die Räumlichkeiten mietfrei zur Verfügung zu stellen“, so MC-Sprecher Benedikt Heche.
Im August sei der MC an die Stadt herangetreten, die das Angebot annahm. Die Räume sollten 22 minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen im Alter von 12-13 Jahren, die zuvor in der stark überlaufenden Zentralen Aufnahmestelle (Zast) untergebracht waren, einen geschützten Raum bieten.
Notwendige Umbaumaßnahmen wie die Errichtung von sanitären Anlagen und Notausgängen sowie die Bereitstellung von Betten und Spinden übernahm die Stadt und beauftragte den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) mit der Trägerschaft.
„Nachdem die Stadt unser Angebot dankend annahm, dachten viele von uns: Wir können doch noch mehr machen, denn es fehlte ja noch an so vielem“, so Heche. In Kooperation mit der „Flüchtlingshilfe Bremen“ starteten MC-MitarbeiterInnen einen Spendenaufruf für Möbel und Kleidung und besuchten Haushaltsauflösungen, um Sofas und eine Einbauküche zu organisieren. Zusammen mit dem ASB plante der MC eine Putz- und Aufräumaktion vor Ort, um die Räume pünktlich zum Einzug der Jugendlichen fertigzustellen
Die Nachbarschaft wurde über Handzettel über die Aktionstage in Kenntnis gesetzt und reagierte prompt. „Viele meldeten sich bei uns, um Spenden oder ihre Hilfe anzubieten oder kamen am Wochenende rüber, um mit anzupacken oder selbstgebackenen Kuchen vorbeizubringen“, erzählt Petra Kettler. .„Eine Nachbarin sagte sogar, dass sie sich freue, wenn es hier jetzt etwas lauter wird.“
Auch nach dem Einzug der Jugendlichen wollen sich MC-MitarbeiterInnen weiter im Projekt „Delbrückstraße“ einbringen. Sie planen derzeit in Absprache mit dem ASB ein Programm aus Sprachkursen und Freizeitveranstaltungen, das im Findorffer Tagungszentrum „Nahebei“ starten soll. Anna Siewert
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