: Würde schlägt Eigentum
zwangs-VERmietung
Hamburg macht’s. Während die Bremer Koalitionäre die Frage noch nutzen, um sich gegenseitig zu quälen, herrscht in Hamburg Einigkeit: Am Montag hat es Justizsenator Till Steffen (Grüne) angekündigt und Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bekräftigt. Schon im Oktober soll eine Änderung des Polizeirechts in die Bürgerschaft eingebracht werden, die erlaubt, nicht länger nur für die Gefahrenabwehr leerstehende Gebäude gegen den Willen ihrer BesitzerInnen anzumieten, sondern auch „zum Zwecke der Unterbringung von Flüchtlingen“: Ziel ist es, die Zeltstädte abzuschaffen und ihre derzeit 3.000 BewohnerInnen angemessen, winterfest und menschenwürdig einzuquartieren.
Und auch wenn die christlichen Demokraten Hamburgs schon jammern, dass damit ja massiv „in die Eigentumsrechte der Hamburgerinnen und Hamburger“ eingegriffen würde, wie ihr Fraktionsvorsitzender André Trepoll, es formuliert: Das wird Scholz & Friends nicht erschüttern. Wobei er allerdings erklären ließ, dass „kein privater Wohnraum sichergestellt“ würde. Das sei „mit dem Gesetz auch nicht möglich“.
Nachvollziehbar? Na ja: Leerstand gehört zum Spiel der Spekulanten stets dazu, nicht nur in Hamburg. Auch in Städten Niedersachsens, wo die rot-grüne Landesregierung schon angefangen hat, über den Hamburger Weg nachzudenken: Knapper Wohnraum erhöht die Miete. Und so stehen im Göttinger Hochhausviertel Grone ganze Blöcke leer, berichtete das Göttinger Tageblatt. „Wir“, zitiert es die entnervte Stadtteilbürgermeisterin, „laufen den Vermietern hinterher.“ Eine Präzisierung des Polizeirechts könnte deren Verhandlungsbereitschaft erhöhen. bes
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen