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„Das muss jetzt wehtun“

KOMMUNIKATION PR-Profi Hasso Mansfeld über die Vergötterung von Vorständen und den nötigen Kulturwandel bei VW

Foto: privat
Hasso Mansfeld

53, ist Kommunikationsberater und Mitglied der FDP. Er wurde für seine Kampagnen mehrfach ausgezeichnet, etwa dreimal mit dem deutschen PR-Preis.

taz: Herr Mansfeld, wie kann VW in den Turbulenzen des Abgasskandals auf Kurs bleiben?

Hasso Mansfeld:Was bei VW geschehen ist, ist der Sündenfall der deutschen Ingenieurskunst. Deshalb muss jetzt die Katharsis folgen. Das muss nachweislich wehtun. Der Betrachter muss den Schmerz spüren können. Sonst ist das nicht glaubwürdig.

Was muss passieren?

VW muss vollständig aufklären, was geschehen ist, wer dafür verantwortlich ist, und das öffentlich machen. Die Verantwortlichen müssen entlassen werden, VW muss Schadenersatz fordern.

Was muss sich grundsätzlich bei VW ändern?

Die Vergötterung der Vorstände muss aufhören. VW muss einen Kulturwandel einleiten. Von den Manipulationen sind weite Teile der Produktion betroffen. Das hängt mit dem Gesamtkons­trukt und der Haltung im Unternehmen zusammen. Die Vorstände müssen geerdet werden, etwa indem sie einmal im Jahr in der Kantine arbeiten. Jetzt ist keine PR gefragt, das wäre nicht glaubwürdig.

Wie können die anderen deutschen Autobauer verhindern, dass sie in den Strudel der VW-Affäre geraten?

Sie müssen prüfen, ob es bei ihnen ähnliche Manipulationen gibt, und wenn ja, das öffentlich machen – und zwar bevor es jemand anderes herausbekommt. Ihre Haltung muss sein: Wir helfen, auszumisten.

Schlägt der Skandal auf die Marke „Made in Germany“ durch?

Die deutsche Ingenieurskunst hat international einen Heiligenschein. Der ist stark beschädigt. Jetzt stellt sich die Frage: Wo wird sonst noch gelogen? Die stellt sich auch der Brasilianer, der eine teure Miele-Waschmaschine kaufen will. Deshalb muss die deutsche Wirtschaft die Vorgänge bei VW ächten, ihre Repräsentanten müssen klarmachen, dass sie so etwas nicht dulden.

Der Korruptionsskandal bei Siemens, Gesetzesverstöße in Serie bei der Deutschen Bank und nun der Betrug bei VW. Sind kriminelle Manager ein typisch deutsches Problem?

Nein. Wenn überhaupt, ist das ein Problem von großen Konzernen, die Schwierigkeiten haben, eine Kultur zu ändern, die über Jahre gewachsen ist.

Wer profitiert vom VW-Skandal?

Kapitalismuskritiker können jetzt sagen: Seht ihr, die nehmen in Kauf, uns zu vergiften, um Geld zu verdienen. Wenn Produkte nicht erfüllen, was sie vorgeben, scheitern sie auch moralisch. Das ist der Sargnagel in der Akzeptanz der Marktwirtschaft.

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