Ein Senator will mit aufs Bild

Flüchtlinge II Berliner Schüler treffen junge Flüchtlinge zum gemeinsamen Tierparkbesuch. Mit großen Tieren hatten sie gerechnet – nur nicht mit einem

Im Tierpark ist Frank Henkel (rechts) plötzlich mit von der Partie Foto: dpa

Michaela Asseng ist bass erstaunt, als am Mittwochmorgen der Innensenator durchs Eingangstor des Tierparks Friedrichsfelde kommt. Die Lehrerin der George-Orwell-Oberschule ist mit acht Zehntklässlern dort, der Förderverein der Schule hat sie zum Zoobesuch mit Flüchtlingskindern eingeladen. Dass auch Frank Henkel (CDU) dabei ist, und mit ihm mehrere Fotografen und Presseleute, das erfährt Asseng erst vor Ort.

Die Schule will eine langfristige Kooperation mit der nahegelegenen Flüchtlingsunterkunft Karlshorst aufbauen. Auch deshalb hat die Lehrerin dem spontan angekündigten Termin zugestimmt. Dass die Flüchtlingskinder gar nicht in Karlshorst, sondern in Prenzlauer Berg wohnen, erfährt sie während der Führung.

Aber erst sollen die Kinder sich begrüßen. „Das sind eure ...“, beginnt Henkel, an die Schüler gewandt, und bricht ab. „Ran, sagt Hallo“, engagiert sich Tierpark-Direktor Andreas Knieriem. Acht SchülerInnen stehen unschlüssig neben fünf Jugendlichen und zwei Familien. „Das wird nichts fürs Foto“, sagt einer der Fotografen.

Der Direktor lässt alle in die tierparkeigene Elektro-Bahn einsteigen. „Manche Tiere kennen Sie vielleicht aus Ihrem Land“, erklärt er durchs Mikrofon, „manche haben Sie vielleicht noch nie in ihrem Leben gesehen. Wie auch immer, ich hoffe, dass Sie das gleich beeindruckt“, sagt er, an die Flüchtlinge gewandt.

Die fünf Jungs aus Afghanistan, die ausgiebig vor dem Elefantengehege fotografiert werden, sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Sie warten noch auf ihre Altersfeststellung in ein paar Monaten, bis dahin haben sie kein Anrecht auf einen Schulplatz und können vormittags in den Zoo.

Nebenbei bemerkt: Die Senatsbildungsverwaltung hatte der taz letztens auf Anfrage mitgeteilt, sie wolle die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in ihrer Obhut vor Presserummel schützen und vermittle daher keine Gesprächspartner. Am Mittwoch scheint das keine so große Rolle mehr zu spielen.

Der Förderverein sammelt jetzt Spenden, um Flüchtlingskindern einen Tierparkbesuch zu ermöglichen. Auf die Idee, Flüchtlingskinder einzuladen, war auch der Tierpark selbst schon gekommen. Allerdings mit weniger Politik- und Medienpräsenz. Uta Schleiermacher