piwik no script img

„Es ist unbefriedigend“

Sterbehilfe Ärtze und Patienten brauchen endlich einheitliche Regeln, fordert die Grüne Anja Hajduk

Foto: dpa

taz: Frau Hajduk, sollten Ärzte schwer kranken Menschen auf deren Verlangen beim Sterben helfen dürfen?

Anja Hajduk: In einem ganz eng definierten Rahmen wäre es wünschenswert, Patienten und Ärzten mehr Rechtssicherheit in solchen Situationen zu geben.

Was fordern Sie konkret?

Es wurde ein Gesetzentwurf von Peter Hintze (CDU), Karl Lauterbach (SPD) und anderen eingebracht, den ich unterstütze. Die dort vorgeschlagene Regelung gilt nur in besonderen Grenzsituationen, wenn also der Patient an einer Krankheit leidet, die unumkehrbar zum Tod führt. Gleichzeitig muss der Patient aber geistig einwilligungsfähig sein.

Und dann darf der Arzt Sterbehilfe leisten?

Das sind die Bedingungen, unter denen der Patient die freiwillige Hilfe eines Arztes bei der selbst vollzogenen Beendigung des Lebens in Anspruch nehmen darf. Für Ärzte und Patienten muss das rechtlich geregelt werden.

Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages kritisiert den Entwurf, weil der Gesetzgeber sich damit über die Länder stelle.

Ich bin mir nicht sicher, ob diese Kritik wirklich zutrifft. Es ist doch zutiefst unbefriedigend, dass in den Bundesländern unterschiedlich geregelt wird, ob und wie Ärzte ihre Patienten am Ende des Lebens beraten und begleiten dürfen. Deswegen finde ich, dass wir das dringend regeln müssen. Im Übrigen glaube ich nicht, dass das ein verfassungsrechtliches Problem ist.

Welchen Beitrag kann die schmerzlindernde Palliativmedizin leisten?

Anja Hajduk

52, die Psychologin ist seit 1995 Grüne und seit 2013parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion.

Ich hoffe, dass die Palliativmedizin durch diese Debatte substanziell gestärkt wird. Es ist wichtig, einen gesundheitspolitischen Rahmen zu schaffen. Die Menschen brauchen die Möglichkeiten, Palliativstationen in Anspruch zu nehmen. Aber da müssen wir noch wesentlich mehr Plätze zur Verfügung stellen.

Wieso organisieren Sie gerade jetzt eine Veranstaltung zum Thema Sterbehilfe?

Im Juli wurden die Anträge in den Bundestag eingebracht und am 23. September gibt es im Plenum eine weitere Anhörung. Wir sind also mitten in der Auseinandersetzung und deshalb ist dieser Zeitpunkt für die Veranstaltung geeignet.

Interview: Fabio Kalla

Sterbehilfe – Welche Begleitung wollen wir? Mit Anja Hajduk, Pastorin Ruth Albrecht, Palliativmediziner Hans-Joachim Lehmann und Konny Neumann vom Säkularen Forum: 19 Uhr, Volkshochschule, Waitzstraße 31. Freier Eintritt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen