: Ausgemustert: Sturmgewehr G36
Vorbei Verteidigungsministerin von der Leyen will jetzt eine neue Standardwaffe beschaffen
Eine Untersuchung hatte im Frühjahr starke Beeinträchtigungen der Treffgenauigkeit des G36 bei hoher Außentemperatur und im heißgeschossenen Zustand bestätigt. Die Ministerin verkündete daraufhin das Aus für die Waffe in ihrer bisherigen Bauart. Unklar war, ob das seit 1996 verwendete Gewehr, das ursprünglich 20 Jahre lang genutzt werden sollte, nachgebessert oder ausgemustert und ersetzt werden soll.
Voraussichtlich ab 2019 solle die neue Waffe das G36 nach und nach ablösen, heißt es in einer Unterrichtung der Obleute des Verteidigungsausschusses, wie am Dienstag bekannt wurde. Die aktuellen Anforderungen der Truppe an ein modernes Sturmgewehr gingen weit über die Fähigkeiten des G36 hinaus, heißt es. Unklar ist, wie viele neue Gewehre beschafft werden sollen und wie teuer dies wird. Der Auftrag solle mit dem Ziel ausgeschrieben werden, ein breites Anbieterspektrum zu erreichen. Dies deutet auf eine europaweite Ausschreibung hin.
Die Bundeswehr nutzt das G36 von Heckler & Koch bisher als Standardwaffe und hat seit den 90er Jahren 180.000 dieser Waffen gekauft. Für das G36 wurden insgesamt 182 Millionen Euro ausgegeben. Ein Gewehr kostet etwa 1.000 Euro.
Für die Übergangsphase sollen 600 Sturmgewehre anderen Typs (G27P) und 600 leichten Maschinengewehren (MG4) angeschafft werden. Auch diese Waffen stammen von Heckler & Koch. Die Opposition hatte dem Ministerium deswegen vorgeworfen, sich von dem Hersteller abhängig zu machen.
Wohl auch deswegen betonte von der Leyen am Dienstag, dass es ein „offenes und transparentes Ausschreibungsverfahren“ geben werde. In einem Schreiben ihrer Staatssekretärin Katrin Suder an den Verteidigungsausschuss des Bundestags heißt es: „Ziel ist es, ein möglich breites Anbieterspektrum zu erreichen.“ Heckler & Koch wehrt sich vor Gericht gegen den Vorwurf, das G36 sei mangelhaft.
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