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Icks Profx Lann Hornscheidt plädiert für eine respektvollere Sprache in der taz. Ein InterviewHört wenigstens zu

Interview Manuel Schubert

taz: Auf welcher taz-Ausgabe basierte Ihre Blattkritik?

Lann Hornscheidt:Konkret ging es um eine Wochenendausgabe. Da ich die taz aber regelmäßig lese, ist natürlich meine Analyse der letzten Jahre mit eingeflossen.

Was ist Ihnen bei der Lektüre besonders aufgefallen?

Stark hervor sticht die fast durchgängige Verwendung des androgendernden Maskulinums. Also dass Formen, die sich auf Personen beziehen, im Maskulinum geschrieben werden. Und dadurch eine Uneindeutigkeit besteht. Frauen sind nur Geschlecht und Männer allgemein menschlich.

Ein supersimples Beispiel der letzten Zeit dafür: In der taz gibt es Fußballweltmeisterschaften und Frauen-Fußballweltmeisterschaften. Genau dies wären aber Dinge, die nicht sein müssten und die sehr einfach veränderbar wären.

Weiterer Kritikbedarf?

Auffällig ist die Reproduzierung von Rassismen. Dies ist ja ein altbekanntes Problem der taz und wird in auch LeserInnenbriefen zu Recht immer wieder angesprochen. Gleiches gilt für die Reproduzierung der Zweigeschlechtlichkeit, dass es also nichts gibt jenseits der Zweigeschlechtlichkeit. Außer es wird extra zum Thema gemacht.

Zuschriften von taz-LeserInnen kritisieren relativ häufig das fehlende Binnen-I in taz-Texten. Ist es überhaupt noch zeitgemäß, das Binnen-I zu verwenden oder sollte es allmählich überwunden werden?

Überwinden sicherlich nicht, da würde die taz einen wichtigen Schritt überspringen. Diese Zuschriften zeigen zwei Aspekte auf: einerseits den Wunsch, gehört zu werden und anwesend sein. Andererseits den Umgang der taz mit diesem Wunsch.

Und welcher Schluss könnte daraus nun gezogen werden, auch in Bezug auf mögliche Veränderungen?

Das Binnen-I ist eine inhaltliche Stellungnahme, die Ausdrucks­weisen wandelt

Eine der größten gesellschaftlichen Veränderungen wäre sicherlich, gelänge es uns hinzuhören, zuzuhören und respektvoll zu agieren, wenn Leute, die diskriminiert sind, anders angesprochen sein wollen und sich selber identifizieren wollen mit Texten, indem sie in diesen Texten vorkommen – durch Binnen-I oder Unterstrich-Formen. Insofern sehe ich das Binnen-I nicht als obsolet oder überholt an. Es ist keine formelle Veränderung, sondern eine inhaltliche Stellungnahme, die Ausdrucksweisen wandelt.

Also mehr Mut zum Binnen-I, denn es ist mehr als ein Buchstabe?

Ich würde eher Respekt sagen als Mut. Ist es mutig, respektvoll zu sein? Jenseits dessen: Natürlich fände ich es als Trans*-Person cool, würde die taz den Unterstrich wählen. Denn dadurch wären sowohl Frauen direkt anwesender als auch Menschen, die sich in der Zweigeschlechtlichkeit nicht verordnen. Und die Formen sind einfach, klar und nehmen nicht viel Raum ein: Journa_listinnen, Lese_rinnen. Ausgehend von der heutigen Situation fände ich es aber schon sehr sehr schön, wenn zumindest das Binnen-I in der taz endlich ankäme.

In der taz gibt es dazu aber auch sehr kritische Sichtweisen.

Wenn ich glaube, ich kann für alle sprechen, ich bin das linke allgemeine Sprachrohr, dann fordert es mich vielleicht ganz schön heraus zu hören, dass meine Sprechweise exkludierend ist. Welche Personen können es sich heute immer noch leisten zu glauben, sie wären die allgemeine Menschlichkeit? Und bräuchten nicht andere Leute zu hören. Aber selbst wenn diese das Binnen-I als unnötig empfinden, kann man nicht trotzdem wenigstens zuhören?

Lesen Sie das ungekürzte Gespräch mit Lann Hornscheidt in unserem taz.hausblog: www.taz.de/hausblog

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