: Loser ins Kinderprogramm
USA Am Donnerstag debattieren die republikanischen Kandidaten zum ersten Mal im Fernsehen miteinander. Aber nur die zehn Bestplatzierten dürfen in die Hauptsendezeit
Aus New York Dorothea Hahn
Sie sind zu 100 Prozent männlich, sie sind zu 90 Prozent weiß und sie stimmen in den wichtigsten Punkten überein: Zum Beispiel darin, dass jeder Mensch das Grundrecht auf eine Schusswaffe hat, dass die Gesundheitsreform katastrophal, das Abkommen mit dem Iran gefährlich und Klimapolitik unnötig ist. Daneben leisten sie sich ein paar Divergenzen: über den Umgang mit Armen, über die Einwanderungspolitik und über die Rechte von Homosexuellen. Am Donnerstagabend werden die zehn angeblich bestplatzierten Kandidaten der Republikanischen Partei für das Präsidentenamt der USA ihre erste nationale Fernsehdebatte abhalten.
Ihr Star ist ein Mann, den außer ihm selbst kein Spitzenrepublikaner zum Präsidenten haben will: der New Yorker Milliardär Donald Trump, der mexikanische Einwanderer als „Vergewaltiger und Kriminelle“ bezeichnet. Er ist gefolgt von dem erfolgreichsten lebenden Gewerkschaftsjäger der USA, dem Gouverneur von Wisconsin, Scott Walker. Und von dem Präsidentensohn und -bruder sowie ehemaligem Gouverneur von Florida, Jeb Bush. Neben den dreien sind noch Mike Huckabee (Exgouverneur und TV-Moderator), Ben Carson (Neurochirurg), Ted Cruz (Senator und Langredner), Marco Rubio (Senator und Nachfahre von Kubanern), Rand Paul (Senator und rechter Libertärer), Chris Christie (Gouverneur, großmäulig und breit) und John Kasich (Gouverneur und „einfühlsamer Konservativer“) mit dabei.
Die sieben übrigen republikanischen KandidatInnen sind von dem Großereignis ausgeschlossen. Während die Top Ten zwei Stunden in der Hauptsendezeit diskutieren, dürfen die sieben anderen nur an der „Kids“-Debatte teilnehmen: Eine Stunde am späten Nachmittag. In der „Kids“-Runde werden auch einige sitzen, die bei früheren republikanischen Wettkämpfen Spitzenleute waren. Darunter der dreimalige Gouverneur von Texas, Rick Perry, und der katholische Fundamentalist Rick Santorum. Der rechte TV-Sender Fox strahlt das Ganze aus.
Verfolgen kann die zweistündige Debatte nur, wer Kabelfernsehen hat. Es ist die erste von neun republikanischen TV-Debatten während des Vorwahlkampfes – siebzehn Monate vor den Präsidentschaftswahlen.
In den USA gelten die Vorwahlen als basisdemokratisch. Doch die womöglich vorentscheidende Auswahl in diesem Fall trifft nicht die Parteibasis, sondern Fox. Der TV-Sender hatte schon vor Monaten erklärt, dass er nur zehn DiskutantInnen auf einmal in sein Studio lassen würde. Fox hat seine Auswahl aufgrund von Umfrageergebnissen mehrerer Meinungsforschungsinstitute getroffen. Erst am Dienstagabend stand fest, wer in die Abendrunde darf.
Um noch etwas für die eigene Popularität und Bekanntheit zu tun, überboten sich die Kandidaten in den letzten Tagen vor der Auswahl gegenseitig mit radikalen Äußerungen. Huckabee verglich den Irandeal mit dem Holocaust. Bush schlug vor, den Familienplanungszentren öffentliche Gelder zu entziehen. Und Cruz trat auf einem Schießplatz vor die Videokamera. Er hatte Speck um den Lauf seines Gewehrs gewickelt. „Texanische Grillmethode“, nennt er das.
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