piwik no script img

Vergessener WiderstandskämpferKennen Sie Hermann Knüfken?

Er war Gewerkschaftsaktivist, Schiffsentführer, Fluchthelfer und britischer Geheimagent. Mit Lenin sprach er über den Linksradikalismus. Trotzdem hat ihn die Geschichtsschreibung vergessen.

Will es genau wissen: Hermann Knüfke (Mitte) Bild: Basisdruck

Lichtgestalt des linken Aktivismus

Hermann Knüfken (1893-1976) wird 1914 zur Kaiserlichen Marine eingezogen. 1917 desertiert er, die revolutionären Matrosen befreien ihn im November 1918 aus der Haft. Als Schiffsentführer gelangt er 1920 in die Sowjetunion und debattiert dort mit Lenin über die internationale Arbeiterbewegung. Es folgen Stalinisierung, Inhaftierung und Ausreise. Der Gewerkschaftsaktivist leitete im europäischen Untergrund der 30er-Jahre eine der wichtigsten antifaschistischen Widerstandsgruppen und arbeitete dafür mit den britischen Diensten zusammen. Seine jetzt unter dem Titel "Von Kiel bis Leningrad" verlegten Memoiren sind literarisch ungeschönt. Es ist das spannende und authentische Vermächtnis eines in die damaligen Kämpfe unmittelbar Involvierten, eines großen Humanisten. Künftige Pflichtlektüre für angehende Historiker und Demokratietheoretiker. Der sorgfältig edierte Band ergänzt (und widerlegt teilweise) die Werke anderer berühmter Linksabweichler wie Jan Valtins "Tagebuch der Hölle", Franz Jungs "Der Weg nach unten" oder Herbert Wehners "Zeugnis".

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!