OECD warnt Berlin: Deutschland soll Zuwanderung fördern
Auch in der Krise ist Zuwanderung wichtig, warnt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In Deutschland starteten immer weniger ins Arbeitsleben.
BERLIN taz | Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) warnt ihre Mitglieder vor einem deutlichen Rückgang von Arbeitsmigration in der Wirtschaftskrise. In Mitgliedsstaaten wie Irland, Spanien oder Großbritannien sei diese Entwicklung schon in vollem Gange. Zu diesem Ergebnis kommt die Organisation in ihrem internationalen Migrationsausblick, der die Entwicklung der Migration in den einzelnen Ländern verfolgt und am Dienstag in Paris veröffentlicht wurde.
Problematisch sei ein Rückgang der Arbeitsmigration, da in Deutschland demografiebedingt immer weniger Menschen ins Erwerbsleben eintreten würden und sich auf der anderen Seite die Generation der Babyboomer in den Ruhestand verabschiede. Ab 2015 werde die Zahl derer, die in den Ruhestand gehen, die Anzahl der Berufseinsteiger übertreffen. Ein daraus resultierender Fachkräftemangel würde den Aufschwung nach der Krise hart treffen, er könne aber durch Arbeitsmigration aufgefangen werden. Dazu aber müsste Deutschland interessant für MigrantInnen sein. Der derzeitige Arbeitsmarkt sieht für Einwanderer nicht gerade rosig aus: Sie sind die Ersten, die entlassen werden. Und: In Deutschland waren MigrantInnen auch schon vor der Krise benachteiligt. 2007 war die Arbeitslosenquote bei Zuwanderern doppelt so hoch wie bei im Inland Geborenen.
Die Gründe, warum MigrantInnen in der Krise besonders benachteiligt werden, sind vielfältig, sagt Thomas Liebig vom OECD-Direktorat für Beschäftigung, Arbeitsmarkt und Soziales: Zum einen würden Migrierte oft in Branchen beschäftigt, die krisenanfällig sind, wie etwa im Tourismus oder der Bauwirtschaft. Außerdem seien sie oft in weniger stabilen Jobs mit geringerer Qualifikation beschäftigt.
Die Autoren der Studie fordern von den Mitgliedsländern mehr Anstrengungen, um die Arbeitsmarktintegration von MigrantInnen und ihren Kindern zu verbessern: Gerade in der Krise liege die Chance, gute Migrationspolitik zu machen.
Angel Gurria, Generalsekretär der OECD, forderte die Regierungen auf, ihre Integrationsprogramme auch in der Krise aufrecht zu erhalten oder zu verstärken, ein Anwerbestopp sei keine Lösung: "Migration funktioniert nicht wie der Wasserhahn, der sich nach Belieben auf- und zudrehen lässt." Die Regierung solle die Krisenzeit unter anderem nutzen, um die Anerkennung ausländischer Qualifikationen zu vereinfachen und diese notfalls mit Brückenkursen zu ermöglichen. Da habe Deutschland Nachholbedarf, so Liebig.
MONIKA SCHMIDTKE
Leser*innenkommentare
Andreas
Gast
Diese Empfehlung erscheint mir aber arg vereinfacht. Deutschland hat weit über 4 Millionen Arbeitslose. Einen Arbeitskräftemangel kann ich da auf lange Sicht nicht entdecken.
Komitee Pro kleinschreibung
Gast
Lippenbekenntnisse sind die eine seite der medaille. Auf der anderen seite werden kinder mit afrikanischem migrationshintergrund, die in deutschen landen aufgewachsen und frühsozialisiert worden sind, entwurzelt und zusammen mit ihren eltern mit äußerster deutscher brutalität und behördenwillkür abgeschoben, während politische vertreter aller parteien wegschauen oder sogar hinter vorgehaltener hand zustimmung artikulieren.
Barack Obama wäre hierzulande wohl bereits an den haustüren gutsituierter, rassistischer vermieter, wie sie sich überall zwischen Kiel und Konstanz finden, auf der suche nach einer besseren wohnung gescheitert.
Paul
Gast
Verrückt, wie oft das Wörtchen KRISE benutzt wird...Damit lässt sich wohl einiges machen.
Weiter so