Michael Jacksons Leibarzt: Abgestempelt als Mörder

Der Jackson-Wahnsinn nach dem Tod des Popstars geht auch an Conrad Murray nicht vorbei. Der Arzt der letzten Stunde zieht den Hass der Fans auf sich, denn er soll am Tod des Künstlers schuldig sein.

Die im Jackson-Wahnsinn verloren gegangene Reputation ist für Murray unwiederbringlich verloren. Bild: dpa

"U KILLED MICHAEL JACKSON!!" ist noch der freundlichste der zahllosen Hasskommentare, die seit dem 26. Juni auf der Bewertungsseite für US-Ärzte vitals.com unter "Rate this doctor" zu Dr. Conrad R. Murray zu finden sind. Das Foto des Kardiologen, auf dem der 56-Jährige vertrauenswürdig im dunklen Jackett in die Kamera lächelt, ziert seit Jacksons Tod die Schmutz- und Sauberblätter der Nation: Hat der Arzt dem Star tatsächlich eine tödliche Dosis des Narkosemittels Propofol verabreicht?

Dass er nach dem Zusammenbruch Jacksons angeblich erst nach einer halben Stunde 911 gewählt haben soll, weil ihm die Adresse von Jacksons Residenz nicht eingefallen sei, und dass seine Wiederbelebungsversuche an dem dünnen, mit Einstichen übersäten Künstlerkörper ausgerechnet auf einem ungeeigneten, weichen Bett vorgenommen wurden, trägt nicht zur Sympathiefindung bei der amerikanischen Öffentlichkeit bei.

Kurz nach dem Tod seines Arbeitgebers war Murray verschwunden, etwas später wieder aufgetaucht. Nach neuen Polizeiangaben hat sich der Arzt in seiner Aussage, die ein paar Tage nach Jacksons Tod aufgenommen worden war, erstaunlicherweise selbst belastet, und inzwischen habe man eine Menge einschlägiger Beweise gesammelt, die zu Dr. Murray als dem Doktor führten, der Jackson die Giftspritze mit dem zwar stark sedierenden, aber nicht schmerzlindernden Hypnotikum gesetzt haben soll.

Trotzdem wurde noch keine Anklage wegen fahrlässiger Tötung gegen Murray erhoben. Dass es keinen Mordprozess geben wird, steht bereits fest. Seine Büros in Nevada und Houston wird der in einer Country Club Community bei Las Vegas lebende, seit 20 Jahren hoch angesehene Mediziner aber vermutlich schließen müssen.

Genau wie die Telefonanschlüsse, deren Nummern man im Internet noch immer finden kann. Dort stehen die beiden begeisterten, irgendwann vor dem 25. Juni geposteten Patientenkommentare, die Murray als gründlichen, warmherzigen und kompetenten Arzt loben, auf einer Bewertungsseite einsam denen der aufgebrachten Masse von Jackson-Fans gegenüber - und werden die im Jackson-Wahnsinn verloren gegangene Reputation nicht wiederbringen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.