Kommentar Lohnlücke: Ende der Beliebigkeit

Arbeitsminister Olaf Scholz will per Gesetz Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern. Obwohl das richtig ist, sieht es kurz vor der Bundestagswahl nach jämmerlicher Polemik aus.

Ja, Olaf Scholz macht Wahlkampf und will Frauenstimmen einfangen. Und natürlich ist es peinlich, dass der Arbeitsminister knapp drei Wochen vor der Bundestagswahl einen Gesetzentwurf gegen unterschiedliche Gehälter von Männern und Frauen vorlegt - zeigte sich die SPD doch vier Jahre lang gelähmt in Sachen Geschlechtergerechtigkeit.

Doch der Inhalt stimmt. Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation, gleichem Alter und gleichem Beruf zwölf Prozent weniger als Männer. Wer nicht weiß, wie viel die Kollegen mit gleicher Position und Leistung aufs Konto bekommen, kann aber vor Gericht nicht klagen. Genau in diesen Fällen will der von Scholz nun vorgelegte Gesetzentwurf helfen.

Das Gesetz ermöglicht es einer Angestellten, die eine Benachteiligung vermutet, den Betriebsrat oder die Antidiskriminierungsstelle des Bundes einzuschalten und eine "statistische Entgeltanalyse" zu verlangen. Lange haben sich Arbeitgeber damit herausgeredet, eine firmeninterne Lohnstatistik sei zu kompliziert und teuer. Doch das stimmt nicht: Das Computerprogramm Logib wird in der Schweiz seit Jahren verwendet und kann sofort eingesetzt werden. Die Analyse kostet 170 Euro.

Überlässt man es der Wirtschaft, "freiwillig" Maßnahmen zur Geschlechtergerechtigkeit zu ergreifen, wie die CDU es will, bringt es Frauen gar nichts und den Unternehmen alles. Ratschläge wie von Bundeskanzlerin Angela Merkel, selbstbewusst zum Chef zu gehen und gleichen Lohn für gleiche Arbeit einzufordern, sind realitätsfern.

Nun müssen sich die plötzlich so ambitionierten Sozialdemokraten aber auch noch schnell etwas für jene Frauen einfallen lassen, die im Niedriglohnbereich arbeiten oder in typischen Frauen- und Teilzeitjobs festhängen - im Schnitt liegt die Lohnschere dort sogar bei 23 Prozent.

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