piwik no script img

Atomgespräche zwischen Iran und IsraelUmstrittene Annäherung

Erstmals seit 30 Jahren sind sich Vertreter von Iran und Israel bei Gesprächen über Atomwaffen begegnet. Doch Teheran will von dem Treffen im September nichts wissen.

Der iranische Botschafter bei der IAEA, Ali Soltanieh (links), soll sich mit einer Vertreterin aus Israel getroffen haben. Bild: ap

Über vier Wochen konnten die Kontakte zwischen Israel und dem Iran geheimgehalten werden. Jetzt helfen auch keine Dementis mehr. Eine führende Mitarbeiterin der israelischen Atombehörde traf mehrere Male mit dem iranischen Botschafter bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zusammen. Die inoffiziellen Gespräche ereigneten sich im Rahmen einer zweitägigen internationalen Konferenz über die regionale Atompolitik, die im September in Kairo stattfand. Es sind die ersten Kontakte seit dem Sturz des Schahs vor 30 Jahren.

Ungeachtet der strikten Geheimhaltungsgebote sickerten Einzelheiten der Gespräche zunächst an die australische Tageszeitung The Age durch. Eine Sprecherin der Israelische Atomenergie-Kommission bestätigte, dass das Treffen stattgefunden habe, während die Iraner alles abstreiten. Der Bericht des Haaretz-Reporters Jossi Melman, israelischer Experte für Nachrichtendienste, ziele auf eine "psychologische Kriegsführung" gegen den Iran ab, verlautete gestern aus Teheran.

Laut dem Bericht Melmans, der sich auf Augenzeugen beruft, hatte Ali Asghar Soltanieh, der iranische Botschafter bei der IAEA, die Vertreterin aus Israel "mit Ungeduld in der Stimme" gefragt, ob Israel im Besitz von Atomwaffen sei oder nicht. Meirav Zarafy-Odiz, Chefin der Abteilung für Politik und Rüstungskontrolle in der Israelischen Atomenergie-Kommission, habe darauf nur mit einem Lächeln geantwortet. Israel hat nie offiziell eingestanden, im Besitz von Atomwaffen zu sein.

Die beiden Konferenzteilnehmer hätten sich weder die Hand gereicht, noch seien sie sich außerhalb der Konferenzräume begegnet. Im Verlauf der Gespräche habe Zafary-Odiz von einer grundsätzlichen Bereitschaft Israels gesprochen, den Nahen Osten zur atomwaffenfreien Zone werden zu lassen. Voraussetzung dafür sei allerdings ein Friedensabkommen und regionale Sicherheitsabkommen.

Vorläufig mit Sorge beobachtet Jerusalem die sich abzeichnende Vereinbarung mit Teheran über die Verlagerung von 75 Prozent der Urananreicherung nach Russland. "Der Iran wird seinen geheimen Wettlauf fortsetzen, um in den Besitz nuklearer Waffen zu kommen", schrieb die auflagenstärkste Tageszeitung Jediot Achronot gestern.

Obschon Verteidigungsminister Ehud Barak die militärische Option weiter offen lässt, "glauben Experten, dass die Vereinbarung eine Aktion verhindern wird", so lautet die Unterzeile. Von einem weiteren "iranischen Sieg, der Teheran einen Schritt näher zur Bombe bringt", schrieb auch der liberale Maariw.

Ein Hindernis für den Durchbruch bei den derzeitigen Atomgesprächen in Wien ist der Widerstand Teherans gegen ein Zutun Frankreichs. Ginge es nach Botschafter Soltanieh, dürfe allein Russland eine Rolle bei der Urananreicherung spielen. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass Material in Frankreich zu Brennstäben zu verarbeiten, was die Iraner ablehnen. Eine derzeit diskutierte Kompromisslösung könnte der Abschluss eines Untervertrags zwischen Russland und Frankreich sein.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • D
    dasLicht

    @ Alle die es wissen wollen

     

    1. nicht die Grammatik ist entscheidend, sondern der Inahlt, die Aussage ;)

     

    2. An Frau Knaul, Israel ist kein Engel, definitiv nicht, also natürlich sprechen wir von der REgierung bzw. dem Militär!

     

    WAs natürlich dem deutschen Steuerzahler sehr interessieren wird, sind die Marinegeschenke von der BRD an den Staat Israel der Mrd. bedrägt....

    mehr dazu...

    http://www.ftd.de/politik/international/:stealth-schiffe-israel-erbittet-blohm-voss-korvetten/50027253.html

  • F
    fleischerkurti

    Ohne den Wahrheitsgehalt der Meldung über dieses informelle Treffen überprüfen zu können, wäre es doch wünschenswert, wenn es stattgefunden hätte. Da beide Staaten keinerlei diplomatische Beziehungen zueinander unterhalten, sind informelle Gespräche der einzige Weg um Verhandlungen zu führen. Diese könnten einer bewaffneten Auseinandersetzung beider Staaten vorbeugen. Viel steht auf dem Spiel für Israel und den Iran. Es ist zu hoffen, dass beide Seiten einen Weg zum Dialog finden und sei es am Rande von Konferenzen

  • F
    Flo

    @all-misri:

    Beim nächsten mal bitte zwischendruch den ein oder anderen Punkt machen.

    Kurze Sätze würde auch deine böse zionistische Weltverschörung besser zum Ausdruck bringen. ;-)

     

    Satzzeichen FTW ;-)

  • A
    al-misri

    Angesicht dessen, daß sowohl Israel als auch Saudis gegen eine Annäherung zwischen dem Iran und den USA sind, denn dies würde bedeuten, daß die USA den Iran als regionale Vormacht akzeptiert hat, welche permanente Destabilisierung des Irak und die jüngste Anschläge im Südosten Iran kurz vor Beginn der direkten Gespräche zwischen dem Iran und den USA darauf hindeuten, beweisen diese als zionistische Propaganda, welche zum Ziel hat der Weltöffentlichkeit zu beweisen, daß ohne Israelische Zustimmung nichts in der Region/Welt statt finden könnte.