Kommentar Integrationsgipfel: Arbeit ist die beste Integration
Nach dem Integrationsgipfel schlägt der Zentralrat der Muslime eine Migrantenquote für den öffentlichen Dienst vor. Diese Forderung ist richtig, reicht aber noch nicht aus.
M an wolle jetzt "konkreter" werden, was Pläne und Ziele angehe, versprach Angela Merkel zum Abschluss des vierten Integrationsgipfels am Mittwoch. Unter der Hand gab sie damit zu, dass die Runde im Kanzleramt bisher im Vagen und Ungefähren verblieben ist und die vier Treffen der letzten Jahre wenig vorzeigbare Ergebnisse gezeitigt haben.
Einen konkreten Vorschlag reicht jetzt der Zentralrat der Muslime nach: Er schlägt eine Migrantenquote für den öffentlichen Dienst vor und fordert, den Arbeitsmarkt stärker für Migranten zu öffen. Diese Forderung ist richtig. Sie erinnert nicht nur daran, dass sich Integration nicht darauf reduzieren kann, einen Forderungskatalog an Migranten durchzureichen, sondern auch mit Ansprüchen an die Mehrheitsgesellschaft verbunden ist. Und sie ruft ins Gedächtnis, dass Arbeit die beste Form der Integration ist.
Ob eine Quote reicht, damit künftig mehr Bewerber mit Migrationshintergrund bei der Jobvergabe berücksichtigt werden, steht auf einem anderen Blatt. Zum einen stellt sich die Frage, wie man den Begriff "Migrant" definiert: Ist man denn, wenn die eigene Familie bereits in der zweiten oder dritten Generation im Lande wohnt, überhaupt selbst noch ein Migrant? Und wenn ja, warum ist man dann noch benachteiligt?
Daniel Bax ist Redakteur im taz-Meinungsressort.
Die Bildungsdefizite, mit denen viele Einwandererkinder noch in der dritten Generation zu kämpfen haben, lassen sich so jedenfalls nicht bekämpfen. Dazu braucht es mehr frühkindliche Förderung und eine bessere soziale Mischung an Kindergärten und Schulen. Wichtiger als eine Migrantenquote für den öffentlichen Dienst wäre daher eine Quote an Kitas und Schulen.
Entscheidend sollte dabei nicht der Migrationshintergrund, sondern soziale Herkunft und Bildungsferne sein, die sich etwa durch Sprachtests ermitteln lässt. Denn mit Problemen beim Spracherwerb und beim Lernen haben nicht nur Migrantenkinder, sondern auch solche aus deutschen Familien zu kämpfen.
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