Tarifeinigung im öffentlichen Dienst: Lehrer sind gefrustet

Die Angestellten der Länder bekommen jetzt mehr Geld. Pädagogen sind dennoch unzufrieden: Sie wollten einen bundesweiten Tarifvertrag.

Lehrer wollten mehr Geld und bundesweite Tarifverträge Bild: dpa

BERLIN taz | Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes der Länder können sich in den nächsten zwei Jahren auf insgesamt 5,6 Prozent mehr Lohn freuen. Mehrere Gewerkschaften, darunter Ver.di, einigten sich am Samstag nach einem dreitägigen Verhandlungsmarathon mit der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) auf gestaffelte Lohnzuwächse.

Danach erhalten die rund 800.000 Beschäftigten, darunter 200.000 Lehrer, rückwirkend ab Januar 2,65 Prozent mehr Lohn. Ab 2014 gibt es noch einmal 2,95 Prozent mehr. Die Gewerkschaften hatten ursprünglich 6,5 Prozent mehr Geld gefordert. Die Vergütungen für Auszubildende werden rückwirkend um 50 Euro erhöht. Azubis erhalten zudem eine Übernahmegarantie, soweit sie bedarfsgerecht ausgebildet wurden.

Der TdL-Verhandlungsführer, Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD), wertete die Einigung als „vernünftigen und fairen Abschluss“. Auch Ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske zeigte sich zufrieden: „Es ist ein echter Erfolg, dass wir für alle Landesbeschäftigten einheitlich 30 Tage Urlaub vereinbaren konnten.“ Ursprünglich wollten einige Länder Neuangestellten nur noch 26 Tage Urlaub zugestehen.

500 Euro im Monat weniger

Doch der Abschluss hinterlässt bei den Lehrern viel Frust. Sie hatten frühzeitig mit Warnstreiks für eine verbindliche, bundesweite Entgeltordnung gestritten. Bisher entscheiden die Arbeitgeber eigenmächtig, in welche Entgeltstufe sie eine angestellte Lehrkraft eingruppieren. Dadurch fällt der Lohn je nach Bundesland sehr unterschiedlich aus.

Die Differenzen können bei vergleichbarer Tätigkeit bis zu 500 Euro im Monat ausmachen, so die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Vor allem Lehrer im Osten und dabei besonders in Sachsen sind betroffen, da Lehrer im Osten nach der Wende kaum verbeamtet wurden.

Die Kommentarspalten der GEW quollen deswegen kurz nach Bekanntgabe des Ergebnisses am Samstag über vor Frust. Von „Verrat“, „Verarschung“, und „unfähiger Verhandlungsführung“ war die Rede. Der Frust ist auch so groß, weil es den Gewerkschaften seit 2006 nicht gelingt, die TdL zu einer einheitlichen Eingruppierung zu zwingen. Die GEW reagierte am Wochenende mit einer detaillierten Erklärung auf ihrer Internetseite und wies den Arbeitgebern die Schuld zu.

Diese hätten sich „nie wirklich ernsthaft“ auf Verhandlungen eingelassen, Ver.di wäre aber sehr wohl bereit gewesen, für eine Einigung im Sinne der Lehrer bei den Tarifsteigerungen zurückzustecken. Die GEW will nun beraten, ob sie in den Streik geht. Denn in Sachen Lehrereingruppierung besteht keine Friedenspflicht.

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