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Kommentar über die ProstitutionsdebatteBildnisse einer Hure

Heide Oestreich
Kommentar von Heide Oestreich

Die bessere Sichtbarkeit von Sexarbeiterinnen hat vor allem Berührungsängste verstärkt. Ein Verbot hilft den Betroffenen aber auch nicht.

Der Sexmarkt ist ohnehin geöffnet, öffentlich oder schwarz. Bild: dpa

D er Kriminologe Christian Pfeiffer macht mit, Schauspielerin Senta Berger, Bestsellerautor Frank Schätzing, Kabarettist Dieter Nuhr und Historiker Hans-Ulrich Wehler. Und die Regisseurin Margarethe von Trotta. Und die Künstlerin Rosemarie Trockel. Sie alle fordern in der aktuellen Ausgabe der Emma: „Prostitution abschaffen!“ Ach ja – und wie genau? Durch „Ächtung der Freier“, lautet die Antwort und „wenn nötig, auch Bestrafung“.

Das lehnen die „selbstbestimmten Huren“ zu Recht ab. In einem „Appell für Prostitution“ erklären sie, Prostitution sei eine berufliche Tätigkeit auf freiwilliger Basis. Komme Zwang ins Spiel, handle es sich um Vergewaltigung und die sei ohnehin strafbar. Unterdessen formieren sich in Frankreich, wo ein Verbot des Sexkaufs geplant ist, auch die ersten Freier gegen die geplante Einschränkung ihrer Lust. Wie kann man diese Gemengelage sortieren?

Die Gretchenfrage lautet: Was ist freiwillig? Glaubt man den Berichten von Polizei und Hilfsstellen, dann besteht die Prostitution in Deutschland größtenteils aus Migrantinnen, die wissen, dass sie hier als Hure arbeiten werden. Viele sind Frauen aus Osteuropa, oft Romni, die von ihren Familien geschickt werden, damit sie Geld für die Angehörigen verdienen.

Die Prostitution ist für sie ein Weg aus der absoluten Armut. Sie haben keine Erfahrung und keine Wahl und halten deshalb die grausigsten Arbeitsbedingungen samt Zuhälter aus. So sieht die Ankunft der osteuropäischen Armut in Deutschland aus.

Sollten die Jobs verboten werden?

taz.am wochenende

Monsanto gibt auf: 2013 wurde in Deutschland keine gentechnisch veränderte Pflanze angebaut. Die Geschichte dieses Konsumkriegs lesen Sie in der taz.am wochenende vom 2./3. November 2013. Terror und Überwachung haben eins gemeinsam: Sie können jede treffen. Und: „Die Sendung mit der Maus“ atmet den Geist von '68, sagt Christoph Biemann. Außerdem: Der Mensch in der Revolte - In ein paar Tagen wäre Albert Camus 100 geworden. Am eKiosk, Kiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Ist das freiwillig? Na ja. Aber ist diesen Frauen gedient, wenn man die Prostitution verbietet wie in Schweden oder wie es nun in Frankreich geplant ist? Menschen arbeiten in vielen schlechten Jobs „unfreiwillig“ und ertragen sie nur, weil sie Geld verdienen müssen. Wenn man sie fragt, würden sie lieber etwas anders machen. Soll man solche Jobs deshalb verbieten? Es gibt intelligentere Konzepte.

Die Augsburger Polizei etwa wirbt dafür, dass Huren nur noch selbstständig arbeiten sollten, um eine Abhängigkeit von Zuhältern oder Bordellbetreibern auszuschließen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Ein Verbot des Sexkaufs hält die Augsburger Polizei für falsch. Prostitution lasse sich nicht verbieten.

Mit anderen Worten: Der Sexmarkt ist ohnehin da, öffentlich oder schwarz. Warum aber schlagen die Wellen gerade jetzt so hoch? Es herrscht eine Art moral panic, eine irreale Angst vor der Prostitution, denn seit der Legalisierung im Jahr 2001 ist sie sichtbarer geworden. Wellnessbordelle machen großflächig Werbung, es gibt sogar „Flatrates“, denn die Konkurrenz schläft nicht.

Besser: Die Rechte der Prostituierten verbessern

Was als Lockmittel für Männer gedacht ist, die ihre Potenz maßlos überschätzen, stellt sich aus Sicht der Frauen nicht mehr als „freiwilliger“ Sex dar, über den sie selbst bestimmen können. Sextouristen reisen in Bussen durch Deutschland, von Bordell zu Bordell. Das erschreckt viele Menschen. Also schnell weg damit.

Dabei böte gerade die größere Öffentlichkeit die Chance, die Rechte der Huren zu verbessern. Auf die Hilfe der Freier kann man dabei nicht zählen. Die 343 Franzosen etwa schwadronieren scheinheilig davon, dass sie niemals gegen den Willen einer Frau mit ihr Sex haben könnten, und geben sich als Connaisseure der Lust als Delikatesse. Genauso wenig wie die AbolitionistInnen wollen die Freier die Welt sehen, wie sie ist. Sie nutzen ein Wohlstandsgefälle aus, genau wie es Sextouristen tun. Das braucht man sich nicht schönzureden.

Und, ja, es macht etwas mit den Frauen, wenn sie ihren Intimbereich gegen Geld verleihen, insbesondere wenn sie keine Alternative dazu sehen. Es ist eben doch etwas anderes als eine Massage oder das Haareschneiden. Kein Wunder, dass weder Freier noch Bordellbetreiber wollen, dass ihre Töchter diesen Beruf ausüben. Viele Frauen würden auch lieber heute als morgen aussteigen. Das wollen die Freier nicht wahrhaben. Aber auch an dieser Tatsache führt kein Weg vorbei.

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Heide Oestreich
Inlandsredakteurin
Jahrgang 1968, ist seit langem Redakteurin für Geschlechterpolitik in der taz und im kulturradio vom RBB. Von ihr erschien unter anderem das Buch „Der Kopftuchstreit. Das Abendland und ein Quadratmeter Islam“. 2009 wurde sie mit dem Preis „Der lange Atem“ des Journalistenverbands Berlin Brandenburg für die Berichterstattung über Geschlechterstereotype ausgezeichnet.
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54 Kommentare

 / 
  • B
    Belzebub

    @ Leutnant:

     

    1. Zuhälterei und Ausbeutung von Prostituierten ist bereits strafbar nach § 181a StGB. Dem Mißstand könnte also durchaus durch konsequente Anwendung eines bestehenden Gesetzes abgeholfen werden.

     

    2. Es gibt sehr viel Berufe, die nach meinen Wertvorstellungen WEIT unter dem der Prostituierten stehen.

     

    Hätte ich eine Tochter, wäre ich wahrscheinlich nicht unbedingt beglückt, wenn die Prostitiert würde, aber richtig entsetzt wäre ich, ginge sie als Berufsmörderin nach Afghanistan oder als korrupte schmiergeldgeile Volksbetrügerin in die Politik.

     

    Eine Frau, die ihre Geschlechtsorgane gegen Geld zur Verfügung stellt, hat einen wesentlich ehrenwerteren Beruf, als eine "Volksvertreterin" im Bundestag (*verächtlich ausspuck*), deren Gesinnung für ein "Beratervertragshonorar" käuflich ist?

  • G
    gast

    meine güte, wenn man hier so die hochgradigen detailexperten (sowohl pro als auch contra) liest, fragt man sich doch nur eins - was um himmels willen treibt diese leute? und woher haben die ihr selbstverständlich unangreifbar fundiertes wissen?

    • @gast:

      Die meisten kennen Prostitution vor allem aus den Medien. Und das ist etwa so, als wenn Leute, die regelmässig die "Schwarzwaldklinik" sehen, über das Gesundheitswesen diskutieren.

      • @Heinrich Maiworm:

        Wobei allerdings nicht völlig ausgeschlossen ist, dass deren Diskussion zu besseren Ergebnissen führt, als die der "Experten".

    • @gast:

      Ja Gottchen, woher weiß man sowas nur?!?!?!

      • L
        Leutnant
        @Viccy:

        Aus Pretty Woman, alter Quatschkopf

        • @Leutnant:

          Quatsch. Pretty Woman aus männlicher Sicht nachzuspielen erfordert ein Budget, über das wohl kaum ein taz-Leser verfügt.

  • S
    sarko

    „Prostitution abschaffen!“ ... Durch „Ächtung der Freier(!!)“, lautet die Antwort und „wenn nötig, auch Bestrafung“.

    Joo mei , ...da wird es aber Millionen Männer zu "ächten" geben in Deutschland , wo (geschätzt , s. Wiki) 400.000 Sexarbeiterinnen ihrer Arbeit nachgehen . Sagen wir mal bei durchschnittlich drei Kontakten wären das mehr als eine Million Freier pro Tag . Nehmen wir weiter an , dass dieselben Freier frühestens nach einer Woche wieder "dran" sind , hätten wir es mit mindestens sieben Millionen Freiern in D zu tun . Viel Spaß beim Ächten , ihr Säuerlinge** !

     

    (es fällt auf , dass die** Besorgten alle in fett gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen leben)

    • @sarko:

      Das sind die bekannten Zahlenspielereien. Mit der Wirklichkeit haben sie nichts zu tun.

  • Wer Prostitution verbieten will, der muss insbesondere auch Eheschließungen verbieten.

    • @Rainer B.:

      Prostitution ist auf eine "schnelle Nummer" ohne weitere Verpflichtungen und Privatheit ausgelegt. Ist ja wirklich prima mit einer Ehe vergleichbar ;-)

      • @Viccy:

        Verkauft ist verkauft! Nicht selten bauen Freier auch langjährige Beziehungen zu Huren auf und nicht immer geht es nur um die "schnelle Nummer".

        Viele Ehen unterscheiden sich heute kaum noch von der "schnellen Nummer". Dass es sich bei der Ehe um ein der Prostitution vergleichbares Geschäft handelt, wird allerdings meist erst deutlich, wenn die Unterhaltsforderungen auf dem Tisch liegen.

        • @Rainer B.:

          Tisch & Bett teilen ist schon was anderes, als sich vielleicht zwei-, dreimal im Monat zum Poppen zu treffen. Darüber diskutier ich jetzt auch nicht :-)

          • @Viccy:

            Verstehe! Die Ehe ist der "gute" Deal und die Prostitution ist der "böse" Deal. So bringt man's den Mädels bei und darüber wird auch nicht diskutiert - basta!

            • @Rainer B.:

              Ich finde weder Prostitution noch Ehe böse.

              • @Viccy:

                Ich finde weder Prostitution noch Ehe gut.

                • @Rainer B.:

                  Hab ich gemerkt :-))

  • G
    Gast

    Wohlstandsgefälle?

     

    Das gibt es bei vielen Jobs.

     

    Warum ist es ein Problem, wenn ein reicher Freier eine arme Hure bezahlt, aber kein Problem, wenn ein reicher Chef eine arme Mitarbeiterin bezahlt?

    • @Gast:

      Im Grunde gibts da kein Problem.

  • [Flatrates] "stellt sich aus Sicht der Frauen nicht mehr als „freiwilliger“ Sex dar" – je dreister die Behauptung, desto weniger muss man sie begründen? Davon mal abgesehen: Welche quantitative Relevanz haben diese Flatrate-Angebote? Ein Promille des Marktes? Wofür soll das ein Argument sein? Die Sichtbarkeit von Prostitution hat viel mit dem abartigen Bauunrecht in Deutschland zu tun, denn Wohnungsprostitution, obwohl objektiv unproblematisch (aber wen interessieren schon Fakten), ist de jure unzulässig.

     

    "Sextouristen reisen in Bussen durch Deutschland" – Und das sind ganz offenbar so lächerlich wenige, dass nicht mal die üblichen Hetzer sich trauen, Zahlen in die Welt zu setzen. Mehr muss man nicht wissen.

     

    "[die Freier] nutzen ein Wohlstandsgefälle aus, genau wie es Sextouristen tun" – Die Autorin ist entweder total überfordert, oder sie lügt. Das trifft auf einen gewissen Teil der Freier zu. Und wenn es dieses Gefälle nicht gäbe, würden sie halt mehr zahlen. Genauso wie die taz-Leserinnen beim Klamottenkauf. Die Realitätsverweigerung liegt vielmehr auf der anderen Seite: Kaum ein Freier wird bestreiten, dass es in der Prostitution Bereiche gibt, die man wirklich nicht braucht. Aber die angeblichen Feministen bestreiten allen Ernstes, dass es in relevantem Umfang Bereiche gibt, gegen die überhaupt nichts zu sagen ist.

     

    Wer zwecks Reduzierung von Zwangsprostitution ein totales Verbot fordert und ernst genommen werden will, muss die Alternativen aufzeigen und darlegen, warum die das Ziel in weitaus schlechterem Umfang erreichen würden. Dieser Haufen aber ist politisch nicht mal mehr satisfaktionsfähig.

  • Es gibt nicht "die Freier", genauso wie es nicht "die Huren" oder "die Frauen" gibt, soweit es Verhaltensweisen, Ansichten usw. betrifft. So gibt es die Freier von "Edelnutten" und die von Rumänienimporten, die des Deutschen nicht mächtig sind. Welchen Horizont offenbart es, die beiden Gruppen in einen Topf zu werfen? Was hat die eine im Sinne der kritisierten Aspekte mit der anderen zu tun? Es ist nicht mal klar, dass erstere über letztere besser denken als die selbsternannten Frauenförderer. Warum soll man die erste Gruppe ächten? Das ist reine Ideologie; glauben soll man in der Kirche, nicht bei der Diskussion von Gesetzen.

     

    Dass die in Deutschland tätigen Huren überwiegend Südosteuropäerinnen sind, bedeutet NICHT, dass die hiesige Nachfrage nicht allein mit deutschen (oder meinetwegen west- und nordeuropäischen) Frauen gedeckt werden könnte. Es bedeutet nicht mehr und nicht weniger als bei Nokia: Die anderen sind halt billiger. Insbesondere hat Deutschland kein Prostitutionsproblem, sondern ein Nicht-alt-EU-Ausländerinnen-Problem. Wenn Frauen mit Problemstaatsangehörigkeit sich hier nicht mehr prostituieren dürften, wäre das Problem erledigt. Mit welchem Recht soll man also den Nachfragern und den unkritischen Frauen verbieten, hier einen Markt für sexuelle Dienstleistungen zu haben? EU-Recht? Die armen Südosteuropäerinnen dürfen doch nicht zur Untätigkeit verdammt den goldenen Westen vor Augen haben? EU-Osterweiterung als Prostitutions-Abschaffungs-U-Boot? Tschüss, Rumänien, sage ich dann mal.

  • das kommt natürlich mal wieder obrigkeitsstaaatlich daher, nicht wahr. leute, die mit prostution selbst praktisch, ausser eventuel in der dominanten obrigkeitstaatlichen befehls- vorschriftsrolle, kaum etwas zu tun haben, vermoraliesireen die welt. diese "stlellverterpolitik", herr hochhut h wusrte schon, swarum er sein anti-psabst-kirche-stück so genannt hat, von oberen teil des wohlstandsgefälles. trifft alsoi auf eoinpaar t9iefe klassiker liunks-altrernativer politik und moralkrtitik.

    jede, wirklicvh jfede "verdrängung" cvon sexualität ist ruindweg ptriunzipeel unverhandelbsat als graiusam amputation an den menschrj abzulehnen. sons.....hh' er's die "psychischen problemEW", die irrtümet über irrttümrer, duie unlösbarnen bezirghundsprbleme, das ungheure persönliche unglück en masse- die fälle für die psychoberufe. wie kan diwtaz da vergessdeen? wenigste die restleserschaft...

    • K
      Kurt
      @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

      Wenn der Text verschlüsselt ist, bitte auch den Key angeben, damit man wieder dechiffrieren kann.

  • MV
    Matthias V.

    @ überfragter

    Da der Beruf des/der Sexarbeiter_in weiterhin einer extrem abwertenden Sicht unterworfen ist – nicht zuletzt auch wegen solcher Kampagnen wie in der EMMA –, geben viele bei den Finanzämtern eine andere Berufsbezeichnung an, meist im Bereich Massage, Kosmetik, Wellness oder Lebensberatung. Sie wollen nicht, dass ihren Kindern oder Eltern anhand der Steuererklärung klar wird, in welcher Branche sie tätig sind. Noch mehr machen von der Alternative des so genannten Düsseldorfer Modells Gebrauch, welches gegenüber den Angehörigen, Freunden und Nachbarn gänzliche Anonymität garantiert: Sie entrichten jeden Tag, den sie in einem Bordell, Club oder Escort tätig sind, 30 € an den Betreiber, der diese dann an das Finanzamt abgeführt. Es gibt ziemlich häufig Razzien, die ausschließlich dazu da sind, zu überprüfen, inwieweit die Anzahl der arbeitenden Leute vor Ort identisch mit der am Morgen gemeldet werden Anzahl der anonymen Steuerzahler_innen ist.

    Real leisten Prostituierte durchaus einiges an Steueraufkommen.

  • K
    Karl

    Das schwedische Modell der ausschließlichen Freierbestrafung ist rechtsethisch absurd und auf Deutschland nicht übetragbar. Denn man bei einem Rechtsgeschäft, in diesem Fall Sex gegen Geld, nicht die eine Seite legalisieren, aber die andere Seite zu einer Straftat erklären. D.h. wenn eine Frau freiwillig Sex gegen Geld anbietet, und das Annehmen dieses Angebotes strafbar wäre, dann wäre es ja von der Frau Anstiftung zu einer Straftat dieses Angebot überhaupt zu machen. Entweder man also bestraft *beide*, freiwillige Prostituierte *und* Freier, oder *keinen* von beiden.

  • S
    sunflower22a

    Es gibt dutzendweise Berufe, die im Gegensatz zur Prostitution wirklich gemeingeföhrlich sind und verboten gehören. Börsenspekulanten. Hedgefondsmanager. Deutsche-Bank-Vorstandsmitglieder. Und so weiter. Die gehören verboten, und ihre Kunden bestraft. Prostitution schadet im Prinzip niemandem. Alice S ist eine verbohrte Ideologin, die viel zu viel Aufmerksamkeit bekommt.

  • Prostitution kann man nicht verbieten. Es ist ein ganz normaler Kaufvertrag zwischen einem Anbieter ("Hure") und einem Nachfrager ("Freier") betreffend eine sexuelle Leistung. Wie bei jedem Kaufvertrag gibt es dabei gewisse Probleme und die müssen geklärt werden, z.B.:

    Genaue Leistungsbeschreibung (Blasen, Ficken, Anal, Masturbation etc.)

    Preis

    Ausschluss von illegalen Handlungen (Vergewaltigung, ohne Kondome ...)

     

    Falls die (oder der) Prostituierte einen Arbeitgeber ("Zuhälter") hat (was meistens der Fall ist), so muss auch dieses Verhältnis auf legalem Boden stehen, um Ausnutzung auszuschliessen. Deshalb müssen alle solche Sexfirmen angemeldet sein, einschliesslich ihrer Angestellten und entsprechend Steuern und Sozialbeiträge zahlen.

    Und bitte aufhören, zu moralisieren. Wer gerade keinen Sexpartner hat, der kann einen gegen Geld finden. Das war schon immer so und wird sich nicht ändern.

    • @bouleazero:

      Anders als Vergewaltigung ist Sex ohne Kondom ist nicht illegal. Außer in Bayern, wo tatsächlich auch mit Gummi gebblasen werden soll. Papiergesetz.

  • Unsere liebe Alice hat schon manchmal sehr merkwürdige Forderungen, zum Beispiel:

    "Ich fordere Trikot-Tausch-Pflicht beim Frauen-Fußball!"

    Zu finden unter

    http://www.tornante.pf-control.de/blog1/?p=7536

  • T
    Tramp

    "Sextouristen reisen in Bussen durch Deutschland, von Bordell zu Bordell."

     

    Fremdenverkehr im wahrsten Sinn des Wortes.

  • B
    überFRAGTER

    zirka 400 000 sexarbeiterinnen und 2 000 zahlen steuern-antwort auf eine regierungsanfrage der partei DIE LINKE -

     

    wahrlich eine vorzeigebranche

     

    kann jemand die zahlen erklären.....

  • KB
    Karina Bareis

    die Rechte verbessern weil die armen Frauen sonst ja kein Geld mehr verdienen können, indem sie ihren körper in Bordellen zig mal am Tag benutzen lassen müssen, weil die meisten anderen Mitgliedsländer schon schlau genug waren Prostitution abzuschaffen und wir in Deutschland deswegen nicht nur die Sex geilheit unserer eigenen Bevölkerung abdecken "dürfen" sondern gleich die von halb Europa!- das ist ja ne super Logik! von der Idee Probleme an der Wurzel anzufassen und somit nicht nur immer wieder an der Oberfläche kratzen, in diesem Fall: Armut bekämpfen- und zwar nicht nur im eigenen Land, hält man in Deutschland nicht viel!

    • @Karina Bareis:

      Zig mal wohl kaum, rechnen Sie doch mal, wie viel Stunden der Tag hat ;-)

  • P
    Peter

    Liebe Frau Oestreich,

     

    das ist ein guter und lobenswerter Kommentar. Dem hinzuzfügen sei allerdings noch, dass eine Verbesserung der Rechte den Frauen, die gezwungen werden, nicht helfen.

     

    Vielmehr muss der Staat endlich ein echtes Interesse daran entwickeln, Vergewaltigung, Nötigung und Entführungen im Rotlichtmilieu wirklich verhindern bzw.zu verfolgen und angemessen zu bestrafen.

     

    In Berlin z. B. gibt es den Loft der Sünde - sieben Mädchen im Alter zwischen 18 und 20, die sich gerne fisten und anscheißen lassen - also eine offensichtliche Zwangssituation. Wer macht etwas dagegen?

     

    Wenn der Staat ernsthaft versuchen würde, die Gezwungenen von den Freiwilligen zu trennen, würde zunehmend auch die Lösung der maximal berechteten Prostitution die moralischere bekommen. Solange allerdings kaum Maßnahmen durchgeführt werden, ist die Frage, ob das schwedische Modell des Totalverbots unterm Strich nicht doch besser ist.

    • @Peter:

      "sieben Mädchen im Alter zwischen 18 und 20, die sich gerne fisten und anscheißen lassen - also eine offensichtliche Zwangssituation."

       

      Weil das Ihren sexuellen Horizont weit übersteigt, muss da Zwang dabei sein?! Ahja. Vielleicht un sie es auch, weil sie vermutlich *richtig* viel Kohle dafür einstecken. Dass sie das Geld lieber geschenkt hätten - keine Frage, das geht uns allen so.

    • @Peter:

      Lieber Peter,

      wenn Sie Anhaltspunkte dafür haben, dass in dem genannten Bordell Straftaten begangen werden, wäre es zwingend geboten die Polizei einzuschalten!

      MfG

      Dhimitry

      • @Dhimitry:

        Zwingend geboten ist das Informieren der Polizei über (noch bevorstehende) Straftaten nur im Fall von § 138 StGB.

  • In welchem anderen Arbeitsfeld kann eine Frau ohne Ausbildung oder Studium am Monatsende mit so viel Geld nach Hause gehen wie ein Chefarzt?

    • HV
      hey viccy
      @Viccy:

      Als Chefärztin.

      • @hey viccy:

        Chefärztin kann man ohne Ausbildung oder Studium werden? ;-)

  • S
    Saeger

    Liebe taz,

    Vielleicht könntest Du wenigstens diejenigen Impulskrakeeler von der Rechtsfront wegzensieren, die klar und deutlich zu erkennen geben, dass sie den kommentierten Kommentar gar nicht zu Ende gelesen haben? Auf deren Foren gelten nun wirklich Maßstäbe, die nicht unsere sein können. Aber ausschließlich die strafrechtlich relevanten Kommentare zu filtern ist vielleicht doch zu wenig.

  • Schöner Artikel.

  • G
    Georg

    Das Prostituierte überdurchschnittlich verdienen halte ich für einen Mythos. In der Regel wird es wohl eher unterdurchschnittlich sein. Gerade Vermieter, ob von Wohnungen oder in Laufhäusern, machen sich die restriktiven Arbeitsplatzauswahlmöglichkeiten sehr zu nutze und verlangen für ein Zimmer in einem Bordell gut und gerne mal 150 Euro pro Tag. Da müssen dann erst einmal 3 Freier bedient werden um wieder bei Null zu sein.

     

    Ich bin der Meinung, dass das Gesetz von Rot-Grün richtig war, nur nicht weit genug ging. Die Prostituierten müssen mehr Rechte erhalten (freie Arbeitsplatzwahl bspw.) und die Betreiber von Bordellen müssen mehr kontrolliert werden.

     

    Und dann muss an einer Entstigmatisierung dieses Gewerbes gearbeitet werden.

     

    Aber in der Politik sehe ich da keine Ansätze und bin dann ziemlich hoffnungslos was die nächste Zeit angeht.

     

    Klar, bleibt zu hoffen, dass sich die Sexworker auch ein Stück selber helfen und aktiv werden. Das wird aber schwer werden.

    Und die Freier: naja, die sind sicherlich noch weniger organisiert. Das Interesse mag evtl. schon da sein, das sich etwas (zum positiven) ändert, aber wie soll das funktionieren wenn man sich nur einmal vorstellt, dass viele davon wohl verheiratet sind oder aufgrund des Stigmas nie zugeben würden, eine Prostituierte aufzusuchen.

     

    Alles in allem sieht es also eher mau aus was Potential angeht, da was zum Guten zu verändern. Das Positive ist dann schon fast wieder, dass meiner Meinung nach das Potential, etwas zum Schlechten zu verändern (bspw. Schwedisches Modell), auch eher mau ist.

    • @Georg:

      "Da müssen dann erst einmal 3 Freier bedient werden um wieder bei Null zu sein."

       

      Welchen Kurs legst Du denn da zugrunde?

       

      Üblich sind 60-80 Euro/30 Min. bzw. 120-150 Euro/60 Min.

       

      Da kommt schon ordentlich Geld zusammen.

  • G
    Georg

    Ja, eine unsägliche Aktion der unsäglichen Alice Schwarzer. Mal wieder ein weiterer Versuch, ich hoffe es verfangen nicht viele darin.

     

    Es gibt Prostituierte, die völlig freiwillig arbeiten. Denen geht es zwar auch um das Geld, aber nicht darum eine Familie ernähren zu müssen oder am Existenzminimum zu darben, sondern gut zu verdienen. Dabei handelt es sich wohl aber nur um einen sehr kleinen Teil.

     

    Viele Prostituierte kommen wohl wahr aus Osteuropa und werden den Job wohl ungefähr aus den gleichen Gründen und der gleichen Freiwilligkeit machen wie osteuropäische Schlachter in deutschen Schlachthäusern. Also freiwillig schon, aber mit einem gewissen finanziellem Druck.

  • FA
    fmsil and

    nachtrag:

     

    http://www.emma.de/home/stellenmarkt/

     

    Komisch, da werden nur weibliche Mitarbeiter in der Stellenanzeige gesucht?

     

    Klar, die Gesetze in Deutschland gelten für Frauen nicht, wenn sie beispielsweise Alice Schwarzer heißen - da spielt es auch keine Rolle, wenn Männer bei Stellenausschreibungen offen ausgeschlossen werden.

  • Wohlstandsgefälle?

    So manche osteuropäische Prostituierte die hier arbeitet, hat am Monatsende viel mehr Geld in der Tasche als der Freier.

    Warum darüberhinaus die EMMA-Protagonisten, von denen mit Sicherheit der ein oder andere bereits entsprechende Dienstleistungen von Prostituierten in Anspruch genommen hat, es besser wissen will, also der Prostituiertenverband selbst, wäre mal eine Untersuchung wert.

    • VT
      venous twortand
      @Horsti:

      Woher diese Weisheit? Hast du mal als osteuropäische Prostituierte gearbeitet oder woher kennst du deren Gehalt?

  • R
    richtigbissig

    Ist doch lustig - "mein Körper gehört mir" gilt nur, wenn man Kinder im Mutterleib töten muss. Männer spielen da bestimmt auch "überhaupt" keine Rolle, wenn es um die Entscheidung geht.

     

    Alice "Schwätzerin" ist ein Rassist der übelsten Sorte und ich finde, es reicht. Tja, ich bin da schlicht pragmatisch, entweder ist es der Körper der Frauen und sie entscheiden oder es gibt auch keine Abtreibung mehr, eben mit dem gleichen Argument.

     

    Vielleicht muss ich dann auch nicht mehr von Kleinkindern in Blumenkästen lesen, wäre doch schön und würde meine persönliche Welt ein Stück besser machen. Da gab es nicht einmal ein Unrechtsbewusstsein, schließlich ist es ja innerhalt der ersten 3 Monate auch straffrei - ein paar "Monate" hin oder her, da sollen wir uns nicht so haben...

     

    Es geht Frau Schwarzer nicht um Frauen oder deren Rechte, es geht in Wahrheit immer gegen Männer oder besser ihr Bild von Männern, das sie als bekämpfenswert empfindet.

  • A
    Askeron

    Liebe Taz,

    die Frage, die sich bei der Prostitution stellt ist doch, ob es sich bei der Prostitution um ein normales Arbeitsverhältnis handelt oder eben nicht? Wenn man das bejart, kann mit arbeitsrechtlichen Aspekten argumentiert werden oder sich Gedanken darum gemacht werden, wie sich die rechtliche Stellung von Prostituierten verbessert (und ja, damit meine ich auch männliche Prostitution). Wenn man das verneint, was übrigens möglich ist, ohne aus der konservativen Ecke argumentieren zu müssen, bleiben wenig andere Schlüße übrig, als ein verbot der des Freiers. Das ist nämlich das, was in Schweden passiert. Die Freier*_Innen begehen illigale Handlungen und machen sich strafbar. Die Person, die sich prostituiert eben nicht. Diese tut nichts ungesetzliches. Zum anderen halte ich den Aspekt, das Menschen, die sich Sex gekauft und damit das Verfügungsrecht über den Körper der anderen Person gekauft hat, dafür stark machen, das sie das weiterhin dürfen, für nicht beachtenswert. Das diese Personengruppe daran ein Problem sieht ist klar, sie kann sich nach einem solchen Gesetz kein Sex mehr kaufen. Diese Gruppe hat also nur Nachteile dadurch. Aber es sollte doch nicht um diese Gruppe gehen, sondern um die Gruppe der Menschen, die sich prostituiert. Es sollte um die Interessen dieser Menschen gehen und es sollte parallel darum gehen, welches Menschenbild diese Gesellschaft hat. Wenn es zu dem Schluss kommt, das die Prostituierten miserable Lebensbedingungen (zu diesen gehören die Erwerbsbedingungen dazu, da sie teil des Lebens sind) haben und es fragwürdig scheint, das Menschen die Verfügungsgewalt über einen anderen Körper kaufen können (wenn auch nur temporär), dann scheint ein anderer Weg als der von Schweden schwer möglich. Verbot der Freier*_Innen und Schutz der sich prostituierenden.

    • @Askeron:

      Der Ansatz, dass alles zu verbieten sei, was man nicht "normal" (fantastische Präzisierung, geht ja auch nur um Verbote, OMG) findet, ist gelinde gesagt abwegig. – "das Verfügungsrecht über den Körper der anderen Person gekauft hat" – Das ist Unsinn. Aber das ist halt der "Kenntnis"stand von Leuten, die anderen gern die Welt erklären. Es ist übrigens auch nicht beachtenswert, dass die üblichen Verdächtigen Prostitution gern verboten wüssten, damit sie sich besser fühlen. Leider geht es offensichtlich den meisten primär darum.

    • @Askeron:

      Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass die Kriminalisierung der Freier dem Schutz von Prostituierten dient. Das ganze Gewerbe wandert damit in den Untergrund. Die Frauen sind damit völlig ungeschützt, noch nicht einmal mehr für HIV-Präventionsprogrammen erreichbar. Im kriminellen Untergrund ist die Prostitution jeglicher Kontrolle entzogen und die Frauen sind schutzlos kriminellen Banden ausgeliefert.