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Brasiliens Lesben und SchwuleMassenhochzeit in Rio de Janeiro

130 gleichgeschlechtliche Paare haben sich bei der Zeremonie das Ja-Wort gegeben. In Brasilien gibt es keine gesetzliche Regelung, doch die Justiz lässt Trauungen zu.

„Cry me a river“: Während der Trauung war manch eine/r zu Tränen gerührt. Bild: dpa

RIO DE JANEIRO afp | Mit einer Massenhochzeit in Rio de Janeiro haben Lesben und Schwule in Brasilien am Sonntag einen großen Etappensieg gefeiert. 130 gleichgeschlechtliche Paare gaben sich bei der Zeremonie das Ja-Wort. Für die Homo-Ehe gibt es in Brasilien keine gesetzliche Regelung. Die Justizbehörden befanden jedoch schon vor Monaten, dass die Gleichgeschlechtlichen nicht darauf warten müssten, bis der Gesetzgeber eine Neuregelung beschließe.

„Ich habe schon daran gedacht, sie zu heiraten, seitdem ich sie kennengelernt habe“, sagte die 38-jährige Viviane Soares Lessa de Faria, die sich mit ihrer 45-jährigen Partnerin Joseli Cristina Lessa de Faria trauen ließ. Joselis 29-jähriger Sohn Rafael war Trauzeuge. Die Homosexuellen müssten rechtliche „Gleichstellung“ mit Heterosexuellen garantiert bekommen, sagte der 21-jährige Giuseppe Laricchia, der sich mit dem 26-jährigen Flavio vermählte.

Der Nationale Justizrat Brasiliens erließ im Mai eine Anweisung, wonach Behörden homosexuellen Paaren den Trauschein nicht länger verweigern dürfen. Das Gremium wacht über die Unabhängigkeit der brasilianischen Justiz und wird vom Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofs geleitet.

Homosexualität könne „kein Grund für diskriminierende Behandlung sein“, hieß es in einer Stellungnahme auf der Internetseite des Justizrats, die auf ein Urteil des Obersten Gerichtshofs aus dem Jahr 2011 verwies.

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5 Kommentare

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  • Fast wie in Deutschland... Da es ja seit Jahren auch nur noch Sache der Justiz, für Gleichstellung zu sorgen, während die Politik verbittert ein Rückzugsgefecht nach dem anderen führt.

    • G
      Gast
      @Soungoula:

      Vielleicht nehmen sie mal einen Kurs in Demokratieverständnis? Wir wählen Politiker und nicht Richter, deshalb finde ich es ziemlich bedenklich, wenn Richter die gesellschaftliche Debatte über Gleichstellung bestimmen.

      • @Gast:

        @Gast1:

        Den Anwurf kann ich nicht nachvollziehen. Mein Kommentar bezog sich doch gerade auf das eigenartige Demokratieverständnis der untätigen Gesetzgeber.

      • G
        Gast_2
        @Gast:

        Da haben Sie was verwechselt. Die Gleichberechtigung ist an der Verfassung fest verankert und es liegt an der Justiz, schon bestehende Gesetzte auszulegen. Das hat in dem Fall nichts mit Politik zu tun.

        • G
          gast_3
          @Gast_2:

          Gleichstellung ist etwas anderes als Gleichberechtigung.