Zamperoni über neuen Job in den USA: „Ich war sofort begeistert“

Der neue ARD-Korrespondent in Washington, Ingo Zamperoni, über den Umzug, das kulturelle Erbe seiner Frau und seine Perspektiven beim Sender.

Demnächst in D.C.: ARD-Mann Ingo Zamperoni. Bild: dpa

taz: Herr Zamperoni, sind die Container schon verschifft?

Ingo Zamperoni: Ja, schon vor Weihnachten. Die warten in Washington hoffentlich auf uns, wenn wir am 22. Januar dort ankommen. Ich bin mal gespannt, wie viel Sägemehl uns entgegenrieselt, wenn wir die Container öffnen. Denn die sind vom Sturm über dem Nordatlantik ganz schön durchgerüttelt worden.

Für wie lange haben Sie gepackt?

Mein Vertrag läuft über drei Jahre. Wir haben also den Mietvertrag gekündigt, die Wohnung aufgelöst. Nur drei Kleiderschränke bleiben hier, im Möbellager. Im neuen Haus gibt es, wie in Amerika üblich, geräumige Einbauschränke.

Wie stressig waren die letzten Wochen?

Ziemlich, wegen all der losen Enden, die noch zusammengeknotet werden mussten: Ich habe meinen Ausstand gefeiert, unsere Zwillinge den Abschied von ihren Kitafreunden, mein Büro in Hamburg musste auf- und ausgeräumt werden. Mit einem Bein bin ich noch hier, mit dem anderen schon drüben, stecke mitten in ersten Projekten. Ich werde bis zur Abreise nicht alles schaffen, aber das ist okay.

39, wird zum 1. Februar WDR-Korrespondent im ARD-Studio Washington. Bekannt wurde der Deutschitaliener, ausgebildet beim NDR, als „Nachtmagazin“- und „Tagesthemen“-Moderator.

Ihre Frau ist Amerikanerin. Mit ihr gab es also wohl keine Probleme, als das Angebot kam?

Es war immer ihr Traum, dass unsere Kinder auch mal in ihrer Heimat, in ihrem Kulturkreis aufwachsen und ihr „Heritage“, wie die Amerikaner sagen, besser kennenlernen als über die zwei Wochen Weihnachtsurlaub bei Grandma. Hinzu kommt, dass sie in Washington wieder bei Entwicklungspolitik-NGOs Fuß fassen möchte. Und der Traum meiner Frau passte sehr gut zu meinem, mal dort Korrespondent zu werden, wo ich vor 13 Jahren als Praktikant angefangen habe, dann anderthalb Jahre als Producer gearbeitet habe und später als Studiovertretung immer wieder eingesprungen bin.

Wie haben Sie davon erfahren, dass Sie Washington-Korrespondent werden sollen?

WDR-Intendant Tom Buhrow hat mir in Absprache mit dem NDR-Intendanten Lutz Marmor den frei gewordenen Posten angeboten. Ich war sofort begeistert – eben weil es ein Traum war, den ich seit Beginn meiner Karriere immer aktiv geträumt habe – im Gegensatz zu den „Tagesthemen“: Da wurde für mich ein Traum wahr, den ich mich nie getraut hatte zu träumen.

Wie schwer fällt der Abschied von den „Tagesthemen“?

Das ist ein selbstgewähltes Schicksal. Washington war ja ein Angebot, kein Zwang. Ich hatte sehr gute zwei Jahre bei den „Tagesthemen“ und bleibe der Sendung ja auch erhalten, nur in anderer Form eben. Jetzt bin ich vor allem froh, dass die Zeit des Übergangs – vor vier Wochen hatte ich meine letzte „Nachtmagazin“-Moderation, vorige Woche Sonntag die letzte bei den „Tagesthemen“ – endlich vorbei ist und es weitergeht.

Kein Zwang? Hätten Sie das Angebot wirklich ohne weiteres ablehnen können?

Für mich war das so eine tolle Chance, dass ich sie einfach nicht ablehnen konnte. Insofern stellt sich die Frage nicht.

Ist der neue Job ein Trostpflaster dafür, dass Sie vorerst nicht „Tagesthemen“-Anchorman geworden sind?

Nein, so fühlt sich das nun wirklich nicht an. Ich bin ja bei den „Tagesthemen“ nicht angetreten, um irgendwann Tom Buhrow zu beerben. Durch seine Wahl zum WDR-Intendanten hat sich dann zwar ein Fenster geöffnet, aber weil ich in die Gespräche über die „Tagesthemen“-Nachfolge eingebunden war, wurde mir schnell klar, dass es auf Thomas Roth zuläuft. Gleichzeitig wurde mir aber immer signalisiert, dass es für mich in der ARD eine Perspektive gibt.

Wie bereitet man sich auf einen solchen Job vor?

Mein Vorteil ist, dass die Vorbereitung seit vielen Jahren ganz selbstverständlich nebenher läuft: Ich habe Amerikanistik studiert, drei Jahre in den USA gelebt, hinzu kommen die familiären Verbindungen. Meine Frau und ich reden zu Hause viel über US-Politik, sie ist da sehr informiert und meinungsfreudig. Außerdem kenne ich im Studio noch einige Kollegen von früher. Ein bisschen fühlt es sich an, wie nach Hause zu kommen.

Sie haben schon länger keine eigenen Beiträge mehr gemacht. Fürchten Sie sich davor ein bisschen?

Man hat mir gesagt, das sei wie Fahrrad fahren: Das verlernt man nicht. Ich hoffe, das stimmt.

Welche Hilfestellung leisten der WDR oder die KollegInnen im Studio Washington?

Das Gute ist ja: Ich bin nicht der Erste, der entsandt wird. Im WDR gibt es eine Umzugsstelle, von deren jahrzehntelanger Erfahrung ich profitieren konnte. Auch die Auslandsredaktion des WDR hat mich sehr unterstützt. Und die Studioleiterin Tina Hassel und die anderen Kollegen in Washington natürlich. Außerdem gibt es einen Leitfaden der deutschen Botschaft in Washington mit vielen Adressen, etwa von deutschsprachigen Ärzten, den das Studio für seine Zwecke erweitert hat.

Washington-Korrespondent gilt als journalistischer Ritterschlag, aber ist der Job wirklich so attraktiv? Die wirklich Mächtigen bekommt man als deutscher Berichterstatter doch eh nicht vors Mikro.

Dass man nicht im Weißen Haus anrufen kann und dann ein Statement von Obama bekommt, muss einem klar sein. Ich glaube schon, dass die Pressestäbe wissen, was die ARD ist, aber natürlich kann man die Zugänge nicht mit denen eines Hauptstadtkorrespondenten in Berlin vergleichen. Doch die USA sind ja viel mehr als Washington. Zwischen den Florida Keys und Alaska warten jede Menge Geschichten, die ich als Korrespondent auch verstärkt erzählen will.

Es scheint fast ein Automatismus zu sein, dass US-Korrespondenten anschließend Anchormen von Nachrichtenmagazinen werden: Das war bei Tom Buhrow so, bei Claus Kleber und vor ihm auch bei Wolf von Lojewski.

Ich hab’s andersrum gemacht: war erst Nachrichtenmoderator und werde jetzt Korrespondent.

Und danach? Zurück zu den „Tagesthemen“?

Nichts ist ausgeschlossen.

WDR-Intendant?

Na gut, das wohl schon.

Sie klingen unerhört gelassen.

Ich kann doch jetzt noch nicht sagen, was in drei Jahren ist. In den letzten Jahre haben sich viele Chancen ergeben, daraus ist ein Urvertrauen erwachsen. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Dafür braucht man Glück und Förderer. Und ich glaube fest daran, dass der neue Job mich weiterbringt, ich dadurch noch besser gerüstet sein werde für den danach – welcher auch immer das sein mag.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.