Appell gegen Diskriminierung: Weckruf einer Olympiaikone

Greg Louganis fordert, keine Spiele an Staaten mit homosexuellenfeindlicher Gesetzgebung zu vergeben – eine wichtige Geste.

Prominentester Unterstützer eines Appells an das Internationale Olympische Komitee: der ehemalige Olympionike Greg Louganis. Bild: dpa

Greg Louganis war für einen Olympiaboykott in Sachen Sotschi nie zu haben. Damit bringe man die Sportler um die Früchte ihrer harten Arbeit, schrieb Louganis, offen schwul und politisch wach, in einer Kolumne für die Los Angeles Times. Außerdem sei er sich sicher, dass politisches Engagement die beste Antwort auf die zunehmenden Repressionen in Russland seien.

Wie ein solches Engagement aussehen kann, machte Louganis gleich selbst vor. Er ist der prominenteste Unterstützer eines Appells an das Internationale Olympische Komitee, zukünftig keine Spiele mehr an Länder zu vergeben, in denen die Diskriminierung von Minderheiten per Gesetz legitimiert ist. Initiiert wurde der Aufruf von der queeren Freiheitsbewegung All Out. Bisher wurde das Antidiskriminierungsgebot der Olympischen Charta nie berücksichtigt.

Louganis ist eine olympische Ikone – allerdings keine des Wintersports. Er ist der erfolgreichste Turmspringer aller Zeiten und prägte diesen Sport in den neunziger Jahren so nachhaltig wie kein anderer. Bei den Sommerspielen 1984 in Los Angeles sowie 1988 in Seoul holte er Gold vom Drei-Meter-Brett und vom Zehn-Meter-Turm.

Fünf Weltmeistertitel gewann er auch noch. Legendär ist sein Unfall in Seoul. Bei einem Sprung bei der Drei-Meter-Konkurrenz knallte er mit dem Hinterkopf gegen die Kante des Bretts. Trotz Platzwunde und Gehirnerschütterung verteidigte er seine beiden Olympiatitel und wurde zur olympischen Legende.

1994 teilte Louganis öffentlich mit, schwul zu sein, und gab zugleich bekannt, dass er sich 1988 mit dem Aidsvirus angesteckt habe. Dass der Amerikaner erst nach dem Ende seiner sportlichen Karriere mit dem Versteckspiel um seine Art der Liebe Schluss machte, lag nicht zuletzt an der Diskriminierung, die er während seiner aktiven Zeit von Seiten seiner Kollegen und Betreuer erfahren hatte.

In seiner Autobiografie erzählt er von Jahren der Demütigung, von daraus resultierenden Depressionen und von Selbstmordversuchen. Louganis kennt sie also nur allzu gut, die hellen und dunklen Seiten des Leistungssports. Heute setzt er sich als Botschafter der Gay Games für mehr Toleranz im Spitzensport ein. Dass er nun im Fall der Winterspiele die Stimme erhebt, ist eine gute Geste und könnte von den AthletInnen in Sotschi als Weckruf verstanden werden. Die richtige Frage ist jetzt durch eine Olympiaikone gestellt: Ist Sotschi eine demokratisch-olympische Zumutung?

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.