Kommentar Wahl in der Ukraine: Frühling mit Oligarchen

Pjotr Poroschenko wird die Präsidentschaftswahl in der Ukraine wohl gewinnen. Dabei verkörpert er genau das, was man auf dem Maidan verhindern wollte.

Poroschenko sucht den Kontakt auf dem Maidan in Kiew. Bild: reuters

Schon wieder soll ein Oligarch der Ukraine als Präsident vorstehen. Bereits jetzt scheint Pjotr Poroschenko als Sieger der für den 25. Mai angesetzten Präsidentschaftswahlen festzustehen. Dabei ist seine Präsidentschaftskandidatur genau das, was man auf dem Maidan immer hatte verhindern wollen. Man habe nicht seinen Kopf hingehalten, schimpfen viele Maidan-Aktivisten, um nun wieder einen Oligarchen an der Spitze des Landes zu haben.

Wie kaum ein anderer hatte es Poroschenko verstanden, immer auf der richtigen Seite zu stehen, hatte mit den Expräsidenten Juschtschenko und Janukowitsch eng in der Regierung zusammengearbeitet. Rechtzeitig hatte er sich dann von ihnen getrennt, um den Maidan zu unterstützen.

Trotzdem wird man auf dem Maidan die Kandidatur des Schokoladenkönigs zähneknirschend hinnehmen. Bereits jetzt ist die Bewegung gespalten. Viele wollen sich endgültig von den rechten Kräften, in denen man von Moskau gesteuerte Provokateure sieht, trennen. Mit der Kandidatur von Poroschenko macht sich ein weiterer Spaltpilz in der Bewegung breit.

Die Maidan-Forderung nach „Lustration“, also Durchleuchtung von Funktionsträgern der Opposition hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit den Herrschenden in der Vergangenheit, und dem Ausschluss aller Kollaborateure mit dem alten System von politischen Ämtern, könnte durch Poroschenkos Kandidatur bald ad acta gelegt werden. Der Milliardär ist bei den einfachen Menschen zu beliebt, als dass er wirklich Volkes Zorn befürchten müsste. Im Gegensatz zu Janukowitsch und Timoschenko hatte er immer Wert auf ein gutes Klima in seinen Betrieben gelegt und besser als in der Branche üblich bezahlt.

Bleibt nur zu hoffen, dass das Ergebnis der Maidan-Proteste nicht lautet: „In der Ukraine nichts Neues“.

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Jahrgang 1957 Ukraine-Korrespondent von taz und nd. 1980-1986 Russisch-Studium an der Universität Heidelberg. Gute Ukrainisch-Kenntnisse. Schreibt seit 1993 für die taz.

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