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Sven Lau alias Abu AdamKonvertit und Menschenfischer

Er ist weder charismatisch, noch ein großer Gelehrter. Dennoch gilt Sven Lau als einer der wichtigsten Wortführer der Salafisten in Deutschland.

Keine Hipster: Sven Lau (r.) neben seinem Mentor Pierre Vogel. Bild: dpa

Mit Bränden kennt sich Sven Lau aus. Früher war es sein Beruf, sie zu löschen. Heutzutage sieht es der 33-jährige Salafist, der sich selbst Abu Adam nennt, als seine Berufung an, sie zu schüren. Mit Mitte zwanzig gab der gebürtige Mönchengladbacher 2008 seinen Job bei der Berufsfeuerwehr auf, um sich ganz dem „göttlichen Auftrag, die Menschen zum Islam einzuladen“ zu widmen. Sein szenetypischer Bart passte nicht mehr in die Atemmaske der Feuerwehr.

Der Konvertit Lau, der aus einem katholischen Elternhaus stammt, ist weder charismatisch noch ein großer Religionsgelehrter. Seine Botschaften sind schlicht. Trotzdem hat er es zu einem der wichtigsten Wortführer der salafistischen Bewegung in Deutschland gebracht. Die Religionspolizei-PR-Aktion in Wuppertal dürfte seine Popularität weiter erhöhen.

Mit seinem Mentor Pierre Vogel, dem bekanntesten Hassprediger der deutschen Salafisten-Szene, kann es Lau zwar nicht aufnehmen. Aber der Vater von drei Kindern ist die helfende Hand, einer der Organisatoren der Szene, veranstaltet Treffen, lädt Prediger ein, sammelt junge Menschen und gewinnt sie für seine Sache. Er gilt als erfolgreicher Menschenfänger – das macht ihn gefährlich.

Auch wenn es nur ein PR-Gag war: Die Gründung einer „Scharia-Polizei“ würde gut zu ihm passen. Lau ist nicht nur ein Missionar, der die strikte Einhaltung der islamischen Gesetze predigt. Von Februar bis Mai dieses Jahres saß der Exvorsitzende des aufgelösten salafistischen Vereins Einladung zum Paradies unter dem Verdacht der „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ in Untersuchungshaft. Es ging um das Beschaffen von Geld, Kämpfern und Material für den Kampf in Syrien, wo er sich mehrfach aufhielt. Doch letztlich musste die Staatsanwaltschaft die Anklage fallen lassen.

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3 Kommentare

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  • "lehrten sich die Kirchen .." Das freud mich.

     

    Der Frei-Graf Lambsdorff soll mal gesagt haben: "Der Bundstag ist mal voller und mal leerer, aber immer voller Lehrer..."

  • D
    D.J.

    Vor einigen jahren sagte ich in einer Diskussion mit Freunden: Nur fundamentalistische oder traditionalistische Versionen von Religion werden in absehbarer Zeit überleben; die anderen werden ein Schattendasein führen. Ich hoffte, nicht Recht zu behalten, aber ich befürchte sehr, ich werde es.

    Es blühen und gedeihen die Religionsvarianten, die echte Mühe erfordern, die "moralisch" viel von einem abverlangen (die Gänsefüßchen bitte als fettgedruckt denken), die das Gefühl eines riesigen Abstandes zu den Ungläubigen vermitteln. Religionen mit einem sehr strengen Regelwerk haben den "Vorteil", dass man, einmal in ihnen gefangen, nicht so ohne weiteres verlässt. Man hat einfach viel zu viel investiert. Das natürlich auch ein Grund, warum viele, die dennoch den Ausstieg schaffen, oftmals voller Hass sind auf das, was ihnen Religion gestohlen hat.

     

    Schauen wir auf den christl. Bereich:

    Als die Kath. Kirche etwas liberaler wurde (zum Beispiel mehr oder weniger Abschaffung der Fastenzeit; Messe in Deutsch), lehrten sich die Kirchen (von den Evangelischen versus Evangelikalen nicht zu reden). Die russ. Orthodoxie z.B. hat u.a. noch sehr strenge Fastenregeln, die Messe wird in einer kaum verständlichen Sprache gehalten. Heutzutage lassen in Russland wieder fast alle ihre Kinder taufen. Dass man es mit den Vorschriften dort nicht so genau nimmt, ändert nichts an der Attraktivität. Es genügt allein die Existenz des strengen Regelwerkes. Und die Existenz von einigen Personen, die es ausführen (Konzept des lebenden Heiligen).

     

    Zurück zu den Salafisten: Sie werden auch von manchen säkular ausssehenden und derzeit säkular lebenden bewundert. Als die, die das tun, was man eigentlich selbst tun müsste. Das macht mir die größten Sorgen.

    Lösung? Wenn ich das wüsste. Verpflichtender Ethikunterricht statt Religion wäre schon mal ein Anfang.

    • @D.J.:

      wen haben wir uns denn unter "Sie werden auch von manchen säkular ausssehenden und derzeit säkular lebenden bewundert. Als die, die das tun, was man eigentlich selbst tun müsste. Das macht mir die größten Sorgen." vorzustellen?