Kommentar Rechtspopulismus der CSU: Angst und Reaktion
Die Union hat mit dem Wahlsieg der AfD in Sachsen ein Problem. Der Partei ist nichts peinlich, sie will nur Stimmen. Die CSU reagiert rechtspopulistisch.
P lötzlich geht es um diese anderen Themen. Es dreht sich nicht mehr um Putin und Sanktionen, um Syrien, den Nato-Rat und globales Gipfel-Hopping. Sondern um Grenzkrimininalität, um Flüchtlinge, die sich in schwankenden Booten von Afrika in die Europäische Union durchschlagen. Hier hoffen sie auf ein besseres Leben. In den Landtagswahlkämpfen zeigt sich nun, wie wichtig nicht wenigen Wählerinnen und Wählern diese anderen Themen sind. Und es zeigt sich, wer sie in ihren Ressentiments abzuholen vermag. Nämlich die AfD. Und wer nicht mehr: die Union.
Die bis vor einem Jahrzehnt noch als tatsächlich konservativ geltende Union hat mit dem Wahlsieg der AfD in Sachsen ein Problem bekommen. Ein Problem, das am kommenden Sonntag noch einmal größer werden dürfte. Kaum jemand zweifelt daran, dass die rechtspopulistische Alternative für Deutschland auch in die Landtage von Potsdam und Erfurt einziehen wird.
Die Reaktion der Union darauf ist geprägt von Angst und Orientierungslosigkeit. Anders ist kaum zu erklären, warum die Parteivorsitzende plötzlich die wohlfeilen Botschaften der AfD übernimmt und vier Tage vor der Landtagswahl in Brandenburg ein härteres Vorgehen gegen die Kriminalität an der deutsch-polnischen Grenze in Aussicht stellt. Und wieso CSU-Chef Horst Seehofer fordert, Deutschlands Schengengrenze zu schließen, um so die Zuwanderung von Flüchtlingen nach Bayern zu stoppen.
Man spürt, für CDU und CSU bricht eine neue Zeitrechnung an. Ihre Parteien, die in den zurückliegenden Jahren vor Kraft kaum laufen konnten, werden nun auf der rechten Flanke angegriffen von einer kleinen wendigen Partei. Der AfD ist nichts peinlich, sie hat keine Geschichte, der sie sich verpflichtet fühlt. Sie will nur Stimmen. Und die sind angesichts der Ratlosigkeit der etablierten Parteien gerade billig zu haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies