Nachruf auf Kim Fowley: Der lange Trip

Der kalifornische Produzent und Musiker Kim Fowley ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Er war eine wichtige Figur zwischen Glamrock und Punk.

Die Musik scheppert, als käme sie geradewegs aus der Nachbarsgarage: Kim Fowley. Bild: Wikimedia/Jean-Daniel Pauget/CC-BY

Am Anfang stand ein Trip, ein Lied, das aus diesem Trip erst eine Reise machen sollte, die für Kim Fowley nie aufhören sollte. 1965 veröffentlichte der kalifornische Künstler seine geniale Single „The Trip“. „Summertime's here kiddies/And it's time to take a trip.“, singt der damals 26-Jährige und beschert dem euphorischen Freakout des Psychedelik-Pop eine frühe Hymne. Die Musik scheppert, als käme sie geradewegs aus der Nachbarsgarage. Erst viel später sollte man zu diesem Sound „Garage Punk“ sagen.

Bekannt wurde der exzentrische Fowley allerdings als Produzent anderer Künstler und Talentsucher. Am ersten zu nennen sind The Runaways, die kalifornische Frauen-Glam-Hardrockband, deren Debütalbum Kim Fowley 1976 produzierte. Später stritten sich Band und Produzent auch vor Gericht um Tantiemen, wurden sogar auf der Leinwand in dem Biopic „The Runaways“ verewigt und vertrugen sich zuletzt wieder.

Für sich selbst und seine Rolle hatte er unglaubliches Selbstbewusstsein an den Tag gelegt: „Eine Band braucht Charisma und sie braucht Kim Fowley. Die Figuren, die hinter den Kulissen arbeiten, sind genausowichtig, wie die, die auf der Bühne stehen. Kim Fowley ist das notwendige Übel.“

Geboren und aufgewachsen in einem Künstlerhaushalt in Los Angeles -beide Eltern waren Schauspieler-, machte Fowley schon im Teenager-Alter Bekanntschaft mit der Unterhaltungsindustrie. Er ging mit den Surfer-Musikern Jan&Dean zur Schule und begann in Übungsräumen herumzulungern und in Plattenläden zu arbeiten. Dort traf er auch auf den notorisch bekannten Produzenten Phil Spector. Bereits 1959 veröffentlichte Fowley eine erste Single, die Musik war dem Teenie-Boppersound der Zeit verpflichtet. Dem Zeitgemäßen zu entsprechen, diese Herausforderung kriegte Fowley mal mehr, mal weniger hin.

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Aber auch, wenn die Songs danebenlagen, so klangen sie doch oftmals wunderbar beseelt. Und, Fowley hatte ein feines Näschen, das etwa die Erschütterungen von Punk schon eine Weile im Voraus erschnüffelte.

In den siebziger Jahren veröffentlichte Fowley eine Reihe glorreicher Soloalben (darunter „I'm bad“ und „International Heroes“), auf denen er sich als Fürst der Finsternis inszenierte. So konterte er dem Plastik-Neon-Look der kalifornischen Vorstädte mit einem flamboyanten Image, trug Lippenstift und Wolkenkratzer-große Plateausohlenschuhe und Umhänge, die ihn eindeutig als Magier ausgaben. Der Magier arbeitete zuletzt auch an Videos (etwa von Beyoncé) und Filmen wie „Golden Road to Nowhere“. Am Freitag ist der Magier an einer Blasenkrebserkrankung gestorben, er wurde 75 Jahre alt.

„Fowley ist eine echte Type“, so erinnert sich etwa Steven Van Zandt, Gitarrist in Bruce Springsteens E-Street Band. „Er hat alles gesehen, kannte jeden und hat bis zum letzten Tag in der Underground-Garage gearbeitet.“

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